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Glosse

Aus dem Tagebuch eines Agenturchefs (1): Der Etatgewinn

"Wir blättern im Tagebuch von Andreas Haupt, Gründer, CEO und Zulangeschon-Chef der Agentur HAUPTGEWINN, der nach eigenen Angaben coolsten Agentur südlich des Polarkreises." (Bild: Midjourney/jg)
"Wir blättern im Tagebuch von Andreas Haupt, Gründer, CEO und Zulangeschon-Chef der Agentur HAUPTGEWINN, der nach eigenen Angaben coolsten Agentur südlich des Polarkreises."

09.11.2023 - "Geiler Etat, cooler Kunde, fettes Budget. Das wird die Agentur auf ein anderes Level heben."
Wir blättern im Tagebuch von Andreas Haupt, Gründer, CEO und Zulangeschon-Chef der Agentur Hauptgewinn, der nach eigenen Angaben coolsten Agentur südlich des Polarkreises. Heute: Der Etatgewinn.

von Christian Faltin


8.11.
YES, YES, YES! Da ist das Ding. Ich umarme die Welt. Gerade kam die Mail von Mario: "Ich habe GOOD NEWS für Euch, Andreas. Der Vorstand ist meiner Empfehlung gefolgt und wir ziehen die Kampagne mit Euch durch. Super Strategie, geile Kreation. Legt schon mal los, wir sind unter Zeitdruck und müssen die Kampagne ASAP anschieben."

YES! Da haben sich die ganzen Joggingrunden und die anschließenden Heidelbeer-Spinat-Löwenzahn-Smoothies mit Super-Mario doch gelohnt.

Geiler Etat, cooler Kunde, fettes Budget. Das wird die Agentur auf ein anderes Level heben. Muss nur noch schauen, dass wir die Ressourcen dafür aufbauen. Bei unseren SEO-Kapazitäten und dem KI-Know-How war ich vielleicht ein bisschen zu kreativ. Aber mit dem Etat im Rücken können wir uns die besten Freelancer leisten. Jetzt gibts zur Feier des Tages einen Big-M mit Chili-Majo und Kartoffelwedges. Und ein Gläschen Limoncello.


9.11.
Bisserl Schädelweh von der Zitrone, aber rundum glücklich. Hab Mario kurz erreicht und mich für seinen Support bedankt. Er meinte das Signing wäre kein Problem, jemand vom Einkauf würde sich melden. Die würden nur gerade auf Docusign umstellen, deswegen könnte es ein paar Tage dauern. Ich hab ihm gesagt, dass unser Team für sie in Kürze komplett ist. Die nächsten Tage habe ich etliche Termine mit Top-Freelancern gemacht. Das wird MEGA!!!


14.11.
Mist, die Freelancer sind auf Wochen ausgebucht und zwei Account Manager fehlen auch noch für das Steuern des Etats. Muss unseren Recruitern Dampf machen und zusätzlich einen Headhunter einschalten. 70k, Remote und eine 4-Tage Woche - sollte doch eigentlich reichen.


16.11.
Ein Ernesto vom Einkauf hat sich gemeldet. Er wäre für das Signing verantwortlich und es gäbe ein kleines Problem. Was für ein Problem? Wir haben jetzt sieben Monate für den Etat gepitcht, vier Wettbewerber aus dem Rennen geschlagen. Und jetzt kommt Ernesto mit seinem "kleinen" Problem: "Der Etat ist etwas zu groß, wir müssen ihn europäisch ausschreiben. Das schreibt die Corporate Policy zwingend vor."

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich fall vom Glauben ab, was für ein Saftladen! Ich habe Ernesto geschrieben, dass wir schon mitten in den Arbeiten für die Kampagne sind. Morgen ruf ich Mario an.


17.11.
Mario antwortet nicht. Er geht nicht an sein Handy und auch via Slack meldet er sich nicht. Ich versuchs Montag nochmal.


22.11.
Verdammte Kacke, der ghostet mich.


28.11.
Ernesto hat sich gemeldet. Er hätte nochmal mit Mario gesprochen und sie suchen intern "mit Hochdruck" nach Lösungen. Eine Möglichkeit wäre, das Budget zu splitten, damit es unter der ausschreibungspflichtigen Grenze bleibt. Wie stellen die sich das vor? Sollen wir eine halbe Kampagne konzipieren? Oder mittendrin aufhören?

Boah eh, gut dass Controller von unserem Job so gar keine Ahnung haben. Das nächste Mal kärcher ich höchstpersönlich vor Ort durch - und zwar mit Hochdruck.


4.12.
Jetzt ist es definitiv. Wir müssen mit dem Budget runter. "Reduce to the MAX", schreibt Mario. Dieser Vollpfosten. Wie sollen wir das hinkriegen mit meiner Payroll, auf der jetzt 'ne Menge Leute mehr stehen? Deren Verträge sind unterschrieben, unserer immer noch nicht. Und jetzt sollen wir 40 Prozent runter?

Wie soll das gehen? Da müssen wir jede Menge Leistungen und Media streichen. So funktioniert die Kampagne nicht mehr. NIE WIEDER! Nie wieder geh ich mit so einem Großkonzern in den Pitch. Alle haben mich gewarnt. Verdammter Shit.


18.12.
Wir haben die gefühlt fünfzigste Excel-Runde mit Ernesto gedreht. Das Budget liegt jetzt "NUR" 30 Prozent unter dem Einstandsplan. Dafür gibt es keine neue Ausschreibung, wenn wir ihm bei den Stundensätzen noch "etwas" entgegenkommen.

Das ruiniert mir das komplette EBIT für das kommende Jahr. Wenn ich könnte, würde ich ihnen die ganze Kalkulation auf Toilettenpapier drucken und für die Vorstandskantine zuschicken. So kann man doch nicht arbeiten. Mein Steuerberater meinte aber, wir brauchen den Etat. Vor allem angesichts der Tatsache, dass zwei Projekte von Kunden gerade gecancelt wurden. "Konjunktur und so", wir wüssten ja Bescheid. Ich glaub, ich brauch jetzt 'ne ganze Staffel B52s.


20.12.
Ich hasse mich. Ich hasse Docusign. Ich hasse mich dafür, dass ich den Deal auf Docusign unterzeichnet habe. Diese virtuelle Unterwerfung ist um Längen schlimmer, als sich bei seiner Ex zu entschuldigen. Heute nachmittag hat Mario angerufen. Er freue sich, dass wir so kurz vor dem Fest der Liebe noch alles gefixt haben. Wir müssten jetzt echt Gas bei der Kampagne geben. Und wann wir mal wieder Joggen wollen?

Diese Ratte, fast hätte ich ihm in den Hörer gekotzt. Wir haben uns für Heilig Drei Könige verabredet. Weil Weihnachten ist eh im Arsch. Ich hab gar keinen Bock auf Geschenke. Mir schenkt hier keiner was. NIEMAND!


22.12.
HALLELUJAH, das Jahr könnte doch noch gut zu Ende gehen. Heute kam DIE Pitcheinladung per Mail. Ein Food-Startup, gerade gekauft von einem Lebensmittelgiganten, sucht "eine Agentur mit echter Food-Experience, einem großen Social-Footprint und 100 %-Commitment für eine Riesen-Launchkampagne". Sie hätten einen Mega-Promi als Influencer mit an Bord. Pitchtermin ist Mitte Januar und außer uns wären nur noch zwei Agenturen im Rennen. Wir müssten uns nur schnell entscheiden, ob wir dabei sind?


Zum Autor:
Christian Faltin und Andreas Haupt kennen sich schon lange. Beide schreiben regelmäßig Tagebuch - schonungslos fiktiv, gnadenlos persönlich und nichts für schwache Nerven. Mit der Realität hat das natürlich gar nichts zu tun, deswegen ist auch keine künstliche Intelligenz im Spiel. Bis auf eine kleine Ausnahme.
Mehr über den einen Autor unter Christianfaltin.de  

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