Arbeitswelt

Jede vierte Frau mit beruflicher Situation heute unzufriedener als vor der Pandemie

23.02.2022 - Rund drei von zehn weiblichen Erwerbstätigen sind mit ihrer beruflichen Situation unzufriedener als vor der Pandemie. Frauen wünschen sich vor allem flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten.

von Christina Rose

Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa   im Auftrag von Xing E-Recruiting   durchgeführt hat. Damit ist die akute Arbeitsunzufriedenheit bei Frauen deutlich höher als bei Männern, von denen nur 18 Prozent angeben, dass Corona sich negativ auf die Zufriedenheit mit ihrer beruflichen Situation ausgewirkt habe. Ein weiteres Zeichen der zunehmenden Unzufriedenheit ist der gestiegene Anteil von Frauen in Deutschland, die sich eine neue Tätigkeit vorstellen können. 38 Prozent von ihnen zeigen in diesem Jahr Interesse an einem Jobwechsel, 2021 waren es noch 32 Prozent.

Die Fragen waren dieses Jahr Teil der Wechselbereitschafts-Studie von Beschäftigten, die Forsa im Auftrag von Xing E-Recruiting seit 2012 erhebt und dabei die Arbeitnehmerzufriedenheit sowie die Gründe, die zur Mitarbeiterfluktuation beitragen, untersucht. Befragt wurden insgesamt 2.523 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz, davon 1.004 in Deutschland.

Gesundheitliche Aspekte für Frauen wichtiger als für Männer

Auch gesundheitliche Aspekte schätzen Frauen wichtiger ein als Männer. So sagt jede Zweite (49 Prozent), ihr sei es wichtig, dass ihr Arbeitgeber auf das psychische Wohlergehen achte (Männer: 36 Prozent). Mit 42 Prozent ebenfalls hoch ist der Anteil derer, die sich Maßnahmen zur Unterstützung der Gesundheitsvorsorge von ihrem Arbeitsgeber wünschen (Männer: 36 Prozent). "Die Ergebnisse sind ein Warnschuss für alle, die die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Beschäftigten nicht im Blick haben. Unternehmen müssen sich stärker auf ihre weiblichen Beschäftigten einstellen, sonst verlieren sie in Zukunft einen Großteil qualifizierter Fachkräfte", sagt Petra von Strombeck , CEO der New Work SE.

Die Umfrage zeigt auch, dass Frauen darüber hinaus den sogenannten weichen Faktoren mehr Bedeutung beimessen als Männer. Während sich Männer und Frauen bei der Wichtigkeit guten Führungsverhaltens mit 59 bzw. 58 Prozent weitgehend einig sind, sind flexible Arbeitszeiten (Frauen: 59 Prozent, Männer: 54 Prozent) für Frauen tendenziell wichtiger als höheres Gehalt (Frauen: 52 Prozent, Männer: 54 Prozent). Der größte Unterschied zwischen beiden Geschlechtern manifestiert sich beim Wunsch, von Zuhause oder einem anderen Ort aus arbeiten zu können. Während dieser Aspekt für 48 Prozent der Frauen wichtig ist, ist dies nur bei 38 Prozent der Männer der Fall.

Vorteile flexibler Arbeitsmodelle

Rund die Hälfte der Deutschen wünscht sich, auch nach der Pandemie teilweise im Home-Office zu arbeiten. Insgesamt plädieren 49 Prozent dafür, mindestens die Hälfte der Arbeitszeit außerhalb des Büros verbringen zu dürfen. Gerade bei Frauen und in der Elterngeneration (30- bis 49-Jährige) ist der Wunsch nach Flexibilität beim Arbeitsort groß. Hier favorisiert mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) die Option, mindestens die Hälfte der Arbeitszeit zuhause bleiben zu können. Vorteile sehen die Befragten in der wegfallenden Fahrzeit zum Büro (Frauen: 74 Prozent, Gesamt: 69 Prozent), in niedrigeren Ausgaben sowie der freien Zeiteinteilung. Auch der Schutz vor Corona spielt in diesem Jahr eine Rolle.

Wahlfreiheit statt Geld - für die meisten ist ein finanzieller Anreiz kein Lockmittel

Die Antwort auf die Frage, ob Beschäftigte - vor die Alternative gestellt - sich eher für die freie Wahl des Arbeitsplatzes oder ein weiteres Monatsgehalt und Präsenzpflicht entscheiden würden, fällt eindeutig aus: Fast zwei Drittel der Frauen (61 Prozent) bevorzugen die freie Arbeitsplatzwahl. Auch bei Männern überwiegt das Interesse an einer freien Arbeitsplatzwahl im Gegensatz zum finanziellen Anreiz. Gut jeder Zweite wählt Entscheidungsfreiheit statt Gehalt (53 Prozent).

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