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E-Learning: Eine Chance für den Dialog?

15.03.2001 - Computergestütztes Lernen verspricht mehr als nur Zeit- und Kostenreduktion

Dass Business und Handel zunehmend auf elektronischem Wege erfolgen, ist längst nicht mehr neu. Doch der E-Hype macht auch vor einem bislang weniger kommerziellen Bereich nicht Halt - dem Lernen. Immer häufiger ist derzeit vom so genannten E-Learning, interaktiven Internet-Schulungen in Echtzeit, die Rede. Und man prophezeit eben dieser Form der Wissensvermittlung eine ganz große Zukunft.

Zu einem gar milliardenschweren neuen Marktsegment habe sich die E-Learning-Branche bereits weltweit entwickelt. Diese Überzeugung teilte man zumindest auf der Learntec 2001, der 9. Europäischen Fachtagung und Messe für Bildungs- und Informationstechnologie in Karlsruhe. Vorreiter sind mal wieder die USA. Einer Prognose des amerikanischen Marktforschungsinstituts International Data Inc. (ICD) zufolge werden US-Unternehmen bis zum Jahr 2004 bereits 65 Prozent ihres Ausbildungsetats in E-Learning investieren. Eine optimistische Schätzung. 1998 betrug der Anteil 23 Prozent.
Das Interesse am E-Learning wächst kontinuierlich. Die Learntec konnte sich auch in diesem Jahr über einen ordentlichen Wachstumsschub freuen - 227 Aussteller und 7.515 Besucher fanden sich für die Fachveranstaltung in Karlsruhe ein -, weitere Veranstaltungen wie die Saarbrückener E-Learning oder die von E-Learning- Anbieter ed-scout.com veranstaltete OpenSpace-Konferenz waren ebenfalls gut besucht.
Aber worin liegt eigentlich die Innovation im E-Learning - sofern es überhaupt eine gibt? Das Lernen aus der Ferne ist sicher nichts Neues. Und dabei liegen die Vorteile ohnehin auf der Hand: Sowohl der Anbieter als auch der Nutzer einer Schulung, die auf unmittelbare Präsenz verzichtet, sparen Zeit und Geld. Lediglich für die Abschlussprüfung müssen sich Schüler und Lehrer zu persönlicher Anwesenheit bequemen. "Denn ohne direkt abgenommene Prüfung ist das Zertifikat nicht mal das Papier wert, auf dem es steht", weiß Birgit London, Marketingleiterin der Deutschen Direktmarketing Akademie (DDA) in Düsseldorf. Seit Anfang letzten Jahres bietet die Akademie die Ausbildung zum Direktmarketing-Fachwirt auch im Fernstudium an. Ein zusätzliches E-Learning-Angebot - die DDA nennt es Tele-Learning - ist ebenfalls in Planung, ungewiss ist jedoch, wann es fertig gestellt und praktizierbar wird.
Anders als beim herkömmlichen Fernstudium lädt E-Learning verstärkt zu Interaktivität ein. "Gut gemachte Angebote sind immer interaktiv", sagt Oliver Weyergraf, Senior Projektleiter für E-Learning und E-Content bei holtzbrinck networXs in München, der Internet-Gruppe des Georg von Holtzbrinck-Verlags. "Dem Lernenden muss immer ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen." Ob E-Mail, Telefon-Hotline mit Rückrufoption oder Chat-Communities - je mehr Angebote zur direkten Kontaktaufnahme vorhanden sind, desto besser, so Weyergraf.
Den im Allgemeinen naheliegenden Vorwurf der Anonymität des E-Learning tritt auch die Offenbacher ed-scout.com entgegen. Auch hier wird nach Angaben von Marketing-Mitarbeiterin Sabine Lange niemand mit dem Lernstoff allein gelassen. Es gibt immer einen fachkompetenten Tele-Tutor, der ebenso wie die Chat Partner namentlich und mit Foto vorgestellt wird. Und wie einst auf der Schulbank wird der E-Learning-Student regelmäßig zum Mit- und Weitermachen ermutigt. Wenn nämlich längere Zeit keine der vorgegebenen Aufgaben gelöst zurückgesandt werden, hakt man hin und wieder auch mal nach, so Lange.
Interessanterweise empfinden jüngere Konsumenten den vergleichsweise anonymen Charakter des E-Learning durchaus als positiv. Einer Studie zufolge, für die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von holtzbrinck NetworXs 600 Personen befragt hat, sehen Schüler im Alter von 13 bis 17 Jahren neben der zeitlichen Flexibilität und örtlichen Unabhängigkeit gerade die Anonymität als wesentlichen Vorteil von E-Learning bzw. Online-Tutoring. Offenbar hängt da so manchem doch noch ein Schultrauma nach, und er befürchtet, sich mit unaufmerksamen Fragen ins intellektuelle Abseits zu katapultieren. Wie dem auch sei: 85 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie E-Learning nutzen würden.
Auch individuelle Interessen und Vorlieben müssen beim Computergestützten Lernen nicht zu kurz kommen, denn es besteht die Möglichkeit, das Programm inhaltlich je nach Relevanz zu steuern. "Neben einer generalistischen Ausbildung kann man den Studiengang ständig um weitere Tools ergänzen", schwärmt Birgit London. Auch Weyergraf bestätigt, dass derzeit die "Safe-Paced-Kurse", die modulartig individuell zusammengesetzt werden können, im Trend liegen.
Neben der flexiblen Gestaltbarkeit der elektronischen Lernprogramme hebt Weyergraf auch besondere didaktische Qualitäten hervor. So könne man dank Internet die Inhalte sehr ansprechend gestalten. "Man kann Schulungen am virtuellen Objekt simulieren, das der Realität nachempfunden ist. Und das ist sicherlich attraktiver als ein Haufen Lehrbriefe auf Papier."
Doch bei aller Euphorie lenkt er ein: "E-Learning ist kein Allheilmittel." Es sei keine vollkommene, substituierende Schulung, sondern vielmehr eine Ergänzung und Verbesserung bisheriger Methoden.
Und darauf kann sich in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft auch der Direktmarketing-Nachwuchs freuen. Birgit London von der DDA jedenfalls zeigt sich ambitioniert. Zwar sei ein gutes dialogfähiges E-Learning-Programm "technologisch sehr aufwändig, aber machbar". Ein Aufwand, der sich ihrer Ansicht nach aber zu lohnen scheint, denn: "Die Klaviatur, die man hier spielen kann, ist schon beeindruckend!"
Deutlich skeptischer äußert sich hingegen Gerhard Fuchs, stellvertretender Geschäftsführer der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing (BAW) in München. Zwar beobachte man mit großem Interesse die derzeitigen Entwicklungen im E-Learning, biete diese Methode selbst jedoch nicht an. Und das hat gute Gründe: "E-Learning widerspricht eigentlich unserer Didaktik", so Fuchs, "denn wir glauben stark an den Präsenzgedanken". Das große Manko sei die fehlende menschliche Interaktion, es gebe ja nur Sender und Empfänger. Und die Kommunikation via E-Mail oder Telefon ist nach Ansicht von Fuchs kein hinreichender Ersatz - auf den direkten Dialog zwischen Praktikern komme es an. Fuchs: "Gerade die Zusammenarbeit im Team führt oftmals zu neuen Erkenntnissen und Impulsen." Und diese würden dem E-Learner nun mal vorenthalten werden ... sam

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