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Neue Multikanal-Lösung: Um Lichtjahre zu früh?
30.07.2001 - LLynch will Lettershops ein Tool fürs E-Mail- und Print-Marketing an die Hand geben.
Der Hamburger E-Mail-Marketing-Dienstleister LLynch arbeitet derzeit an einer modular aufgebauten Software namens endion eLettershop, die Kampagnenmanagement, Redaktionssystem und Produktionseinheit verknüpft und somit ermöglichen soll, Kampagnen zu planen, zu managen und als E-Mail, SMS oder Print-Mailing zu verschicken: Mit der automatisierten Multichannel-Lösung will LLynch Lettershops, Telekommunikationsfirmen und Dialog-Agenturen ansprechen. Mitbewerber meinen allerdings, für die LLynch-Lösung gebe es momentan noch keinen Markt.
Rieke Bönisch von LLynch erläutert: "Die Software wendet sich in erster Linie an moderne Lettershops, die neben Papier-Mailings auch das Fulfillment für E-Mail und SMS-Kampagnen inklusive Response-Auswertung anbieten möchten." Mailings können laut Bönisch jederzeit angehalten, editiert, fortgesetzt und abgebrochen werden.
Das Kampagnenplanungs-Tool und Redaktionssystem endion Frontoffice soll bei Dialog-Agenturen, Markenartiklern und Fullservice-Anbietern im Bereich Loyalitäts- und Kundenbindungsprogramme zum Einsatz kommen. Dieses Multichannel-Marketing ist gemäß LLynch für jede Branche von Interesse, da der Kunde im Rahmen des Permission-Marketing selbst bestimmen wolle, auf welchem Weg er Werbung, Informationen und Rechnungen bekomme. Und: Bei zahlreichen Kontakten seien die Kosten einer gemischten E-Mail-/SMS- und Papier-Mail-Kampagne vergleichsweise niedrig, da E-Mails um den Faktor 10 günstiger seien als Print-Mailings.
Die Personalisierung der Aussendungen soll automatisiert ablaufen: In QuarkXPress sollen variable Elemente über ein Web-basiertes Redaktionssystem mit Inhalten und Kundenprofilen verknüpft werden. Mit der Standard-Sprache PPML (Personalized Print Markup Language) soll das individuelle Dokument dann ans Produktionssystem übergeben werden. Das Druckmodul soll Digitaldruck- und Laserdruckmaschinen ansteuern können.
Doch: Neben Themen wie zum Beispiel der Porto-Optimierung für komplett variable Mailings stellt sich für LLynch das Hauptproblem, PPML-fähige Lettershops in Deutschland zu finden. Mit einer flächendeckenden Verbreitung von PPML-fähigen Lettershops ist laut LLynch-Geschäftsführer Mario Tiedemann nicht vor 2002 zu rechnen. Das Basissystem für E-Mail, Fax und SMS funktioniere aber unabhängig von PPML.
Die Wettbewerber von LLynch im E-Mail-Marketing-Bereich sehen noch andere Probleme. Während LLynch behauptet, viele E-Mail-Marketing-Verfechter verstünden einfach die logistischen Prozesse der klassischen Druckindustrie nicht, wie Porto-Optimierung und die Nutzung verschiedenster Beilagen und Papiersorten, (endion soll auch ein Modul für die Optimierung von Porto und Papiernutzung haben), meinen die Mitbewerber einhellig, eine Software wie endion, die neben E-Mail-Marketing auch Print-Kampagnen lancieren könne, brauche der Markt schlichtweg nicht.
Martin Aschoff, Geschäftsführer von Agnitas: "E-Mail und Print sind so unterschiedlich - die lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Ich bin Verfechter einer Lösung, bei der zwei Spezialisten in beiden Bereichen zusammenarbeiten, dann hat der Kunde das Optimum aus beiden Bereichen."
Auch Tanja Funk von Xpedite sieht kein Problem darin, wenn E-Mail-Marketing-Dienstleister und Lettershops auf Projektbasis zusammenarbeiten. Dem Kunden sei es letztlich egal, ob man einen Partner hinzuziehe. So spare man sich die riesigen Investitionen, die LLynch zweifellos ins Haus stünden.
Uta Wittke von mission<one> meint, der Markt sei selbst mit reinem E-Mail-Marketing noch kaum durchdrungen, eine Komplettlösung komme verfrüht. Außerdem machten die meisten Kunden ohnehin schon Print-Mailings: "Wozu soll ich mir dann eine Maschine hinstellen, die beides kann?" Hans-Jürgen Wienecke von Message Media hält die endion-Idee für "gut und löblich", zweifelt aber ebenfalls an den Marktchancen: "Die Lettershops sind noch Lichtjahre vom E-Mail-Marketing und vom Permission-Marketing entfernt, sie haben es noch nicht gelernt, ihre Kunden einzubeziehen." Bei klassischen Dialogmarketern müsse im Allgemeinen viel Überzeugungsarbeit fürs E-Mail-Marketing geleistet werden. Rieke Bönisch von LLynch kontert: "Wir wollen den Markt anstoßen und nicht auf ihn warten!" Außerdem hätten Gespräche mit der Industrie gezeigt, dass Interesse für das System vorhanden sei.
Die Produktionsmodule endion eLettershop, SMS und E-Mail befinden sich bei ersten Kunden bereits in der Pilotphase. endion Frontoffice liegt zurzeit bei großen Dienstleistern und Agenturen zur Feinabstimmung vor. Zur DIMA sollen erste Lösungen mit prominenten Fulfillment-Partnern aus der deutschen Dialogmarketing-Industrie zu sehen sein. Spätestens dann wird sich zeigen, ob es einen Markt für das System gibt oder nicht. go
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