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ddp 2002: "Ein sauberer Preis und kein Gemauschel"
28.05.2002 - Walter Plötz zum ddp 2002 und zur Rolle der Kreativität
ks Spätestens beim Anblick des Meeres an Pappen, allesamt ddp-Einreichungen, könnte der kreative Dialog-Juror auf den Gedanken verfallen, in einer "super faszinierenden" Branche gelandet zu sein. Dabei kann er sich als Partner der Klassischen Werbung im Kommunikationsmix fühlen. Als einer, der Bekanntheit und Effizienz verbindet und eine Marke ebenso wie die Klassik-Kollegen pflegt und führt. Er kann sich auch freuen, dass die Klassiker, die in diesem Jahr rege am ddp teilnahmen, keine Berührungsängste haben und Dialogmarketing für ihre Kunden nutzen. Der Dialog-Kreative ist in diesem Fall der ddp-Juryvorsitzende und Hamburger Publicis Dialog-Kreativchef Walter Plötz. ONEtoONE hat mit ihm über den ddp und die DM-Kreation gesprochen.
ONEtoONE: Sie sind der erste Kreative, der zum Juryvorsitzenden gewählt wurde. Hat´s was gebracht?
Walter Plötz: Reichtum und Berühmtheit.
OTO: Und für den ddp?
Plötz: Ich sehe mich nicht als One-Man-Show beim ddp als Kreativer an der Spitze. Was dem ddp aber viel gebracht hat - und in aller Bescheidenheit auch dem DDV -, ist die Öffnung zur Kreation, als vor drei Jahren erstmals sechs Kreative in die Jury gewählt wurden. Seitdem besteht eine Parität von Kreativen und Beratern. Durch die AG Kreation hat man in der Branche Signale gesetzt und sich wegentwickelt von der reinen "Schweinebauchmentalität" - ohne in Frage zu stellen, dass die Effizienz im Dialogmarketing sehr wichtig ist. Langsam setzt sich die wahnsinnige Erkenntnis durch, dass gute Kreation durchaus effektiv sein kann und vielleicht der bessere Weg zum Ziel ist.
OtO: Ihr eidgenössischer Kollege konnte beim Schweizer DM-Preis 2002 keinen "Spitzenjahrgang" verzeichnen. Sie beim ddp auch nicht?
Plötz: Bedingt. Ich würde es aber nicht so negativ sehen, es ist eine Frage des Blickwinkels. Es wird in diesen Zeiten schwerer für eine Agentur, kreative Akzente zu setzen und Highlight-Arbeiten einzuschicken, weil die Qualität insgesamt einen Sprung nach oben gemacht hat. Es ist kein Spitzenjahrgang, weil es nicht leicht ist, sich abzuheben. Die Konkurrenz im Dialogmarketing schläft nicht, und die Spitze ist eng aneinander gerückt. Doch das Ergebnis ist alles in allem sehr erfreulich.
OtO: Den kreativen Quantensprung gab es in diesem Jahr also nicht?
Plötz: Es sprang einem sehr viel Überraschendes aus den Mappen entgegen - intelligente Umsetzungen, bei denen man sich sagt: "Mensch, die Idee hätt´ ich auch gern gehabt."
OtO: Welches war in diesem Jahr Ihr schlimmstes und welches Ihr bestes Erlebnis als Juror?
Plötz: Das hing unmittelbar zusammen. Mein schlimmstes Erlebnis war gleich zu Beginn: Ich gehöre dem Komitee innerhalb der Jury an, das vor der Jurierung die Mappen sichtet und auf ihre formale Korrektheit prüft. Bei der Jurysitzung auf Mallorca mussten wir die Arbeiten eines anwesenden Jurymitglieds aus der Wertung nehmen, was natürlich etwas auf die Stimmung drückte. Das gute Erlebnis war, dass wir diese Arbeiten auch rausgenommen haben, was ohne Diskussionen akzeptiert wurde. Das heißt, dass der ddp ein sauberer Preis und kein Gemauschel möglich ist.
OtO: Wird der Juryvorsitzende des ddp 2003 wieder Walter Plötz heißen?
Plötz: Das liegt nicht in meinen Händen. Dazu müsste ich gewählt werden.
OtO: Und wenn Sie gewählt würden?
Plötz: Es ist natürlich eine Ehre, Juryvorsitzender zu sein. Es wäre sicher schön, allerdings muss ich diese Aufgabe abwägen mit denen in der Agentur. Ich möchte diese Frage offen lassen.
OtO: Themenwechsel. Was muss der pfiffige DM-Kreative tun, um seine Chance in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten bei den Hörnern zu packen?
Plötz: Der muss genau das Gleiche tun wie der pfiffige Klassik-Kreative - eine großartige Idee finden. Der richtige Pfiff kommt, wenn er auf Regeln pfeift, die uns jahrelang plagten, und so frei und kreativ an die Aufgabe herangeht wie ein Klassiker. Jeder muss heute alles können. Wobei es für mich keinen reinen Klassik- oder Dialog-Kreativen mehr gibt. Wir müssen im Dialog allerdings mit unseren Ideen eine Reaktion auslösen, während man in der reinen Image-Kampagne "nur" - schwer messbare - Markenwerte aufbaut. Wir müssen in die Herzen der Empfänger gelangen, sodass sie unseren Pfiff hören und zurückpfeifen.
OtO: Wie wird sich Dialogmarketing beim ddp 2010 gestalten?
Plötz: Wenn man eine gewagte Prognose stellt - ich liebe gewagte Prognosen, weil man dann Ziele und Visionen hat -, dann sage ich: Es gibt 2010 keinen ddp mehr. Ich hoffe nicht, dass das Dialogmarketing 2010 noch eine abgekapselte Disziplin ist, sondern dass man bis dahin integriert denkt und einen Deutschen Kommunikations-Award ausschreibt. Da dürfen dann gern auch die ADC-Mitglieder mitmachen.
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