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Durchbruch für Screenphones und Webpads?

20.06.2000 - Anbieter suchen nach Alternativen zu WAP-Handy und PC

Geben wir es zu: Der PC ist ein sperriges Ding, kompliziert einzurichten, schwierig zu bedienen und zudem in der Anschaffung teuer. Unter diesen Umständen ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, so manchen Verbraucher an das Internet heranzuführen. Für den E-Commerce ist das eine nicht zu unterschätzende Barriere, die auch ein WAP-Handy nur partiell überwindet. Damit der elektronische Handel zur Alltäglichkeit wird, bedarf es eines unkomplizierten und flexiblen Zugangs zum Medium Internet. Es liegt also nahe, eine für den Endverbraucher komfortablere E-Commerce-Lösung zu suchen.

Und dies könnten - mal abgesehen von Web-tauglichen Spielkonsolen und dem Fernseher - schon bald neue Zugangsgeräte wie Bildschirmtelefone, neudeutsch: Screenphones, und Webpads sein. An vorderster Front: Die Bildschirmtelefone. Sie wirken im ersten Moment recht kantig, verfügen aber mit Touchscreen, herausziehbarer Tastatur und Telefonhörer über typische Kommunikationswerkzeuge. Eventuell ist noch ein SmartCard-Reader für Onlinebanking integriert. Via analogem Modem oder ISDN kann man im Web surfen und Internetseiten betrachten, telefonieren - oder beides gleichzeitig. Üblich ist auch eine PC-typische Bildschirmauflösung und das Abspielen von Multimedia-Elementen.

In Deutschland ist momentan nur das Alcatel Webtouch One erhältlich. Nach Herstellerangaben wurden seit der Markteinführung im November 1999 in Frankreich und Deutschland rund 40.000 Stück verkauft. Neben Alcatel haben auch Olivetti (Line@), Samsung (Anyweb), Ericsson (ScreenPhone) und 5Star in München (ScreenTel) ähnliche Produkte für dieses Jahr angekündigt.

In Hinsicht auf Bedienungsfreundlichkeit und Eleganz geht das Konzept des WebPads einen Schritt weiter. Das Tablett mit dem flachen Touchscreen erlaubt das schnurlose Surfen im Internet. Der US-Prozessorentwickler "National Semiconductor" entwickelte hierfür ein Referenzdesign, das Geode WebPAD, das unter anderem festlegt, dass das Pad nicht größer sein darf als ein aufgeschlagenes Printmagazin. So kann man sich das Webpad bequem auf die Knie legen (man denke an die entspannten Onlineshopper aus der TV-Werbung) und direkt loslegen.

Denkbar sind aber auch Einsatzgebiete wie die des Außendienstmitarbeiters, der mit dem Pad Informationen aus dem Firmenrechner online abholt und via Display dem Kunden präsentiert.Das Design des Geode WebPAD haben verschiedene Hersteller übernommen, die es nun unter eigenem Namen umsetzen. Angekündigt sind Webpads seitens des türkischen TV-Herstellers Vestel, Boundless Technologies in den USA und Screen Media in Norwegen. Letzterer entwickelt das so genannte Freepad in Zusammenarbeit mit der deutschen Amand & Bosch in Fürth. Auch Charisma, die deutsche Höft & Vessel und Siemens Schweiz haben Pads angekündigt.

Wie vermarktet man diese neuen Lösungen? Technisch müssen sich Screenphones und Webpads nicht hinter einem PC verstecken. Im Gegenteil, ihre Eigenschaften machen sie den aktuellen Handies überlegen. Abzuwarten bleibt aber, wie die Endverbraucher die Neuentwicklungen aufnehmen - und das hängt entscheidend von der Preispolitik ab: Für 1.000 Mark, so viel kostet das Alcatel-Produkt, bekommt man auch einen Internet-tauglichen Gebraucht-PC. Die Geräte können aber nicht günstiger angeboten werden, weil in ihrem Innern eine teure PC-äquivalente Hardware arbeitet.

Hier bietet sich als Lösung die Subventionierung durch den Anbieter an. Auch die meisten Handies sind heutzutage ohne Vertragsbindung immer noch teuer. Mit einem 24-Monats-Vertrag erhält der Endkunde das gleiche Telefon jedoch praktisch umsonst. Und etwa so ähnlich versucht nun der britische Konzern Virgin, seine Stellung im E-Commerce zu stärken: Seit März kann jeder US-Bürger den Webplayer, ein Webpad mit Tastatur, für drei Jahre mieten. 50 Dollar Jahresmiete und mindestens 10 Stunden monatliche Online-Nutzung sind die Bedingungen, die der Nutzer akzeptieren muss. Clever: Persönliche Startseite und Einkaufsportal des Virgin Onlinestore sind identisch. Virgin kann damit gezielt Kunden an sein Portal binden. Per Vertragsabschluss ist zudem Permisson-E-Mail-Marketing möglich.

Eine solche Lösung ist auch in Europa denkbar. Skeptiker mögen einwenden, hier zu Lande habe der Endverbraucher angesichts der Handy-Verbreitung und Ortsgesprächskosten kein Interesse an Screenphone und Webpad. Ihnen sei ein Blick über den Skagerrak nach Norwegen empfohlen. Dort bietet der staatliche Telefonkonzern Telenor seit Mitte März ein mit Samsung und Alcatel entwickeltes Screenphone zu einem monatlichen Mietpreis an. Allerdings muss der Kunde umgerechnet 700 Mark für das Gerät hinblättern. Die Marketingabteilungen der Entwickler sollten sich zudem der Leidensgeschichte der vielgeschmähten Set-Top-Boxen erinnern, die einen Fernseher zum Internetterminal verwandeln. Unzulängliches Marketing und zu hohe Preise verdarben den Set-Top-Box-Anbietern lange Zeit das Geschäft. TK-Provider Mobilcom hat die Lektion beherzigt: Seit kurzem können Kunden des PC-Retailers Comtech eine Set-Top-Box mit einem Mobilcom-ISP-Vertrag für 30 Mark monatlich mieten. Und der italienische Set-Top-Box-Provider Freedomland kooperiert mit der Banca Populare di Milano: Für 7,7 Euro monatlich kann der User mit dem Fernseher im Web surfen - sofern er ein Konto bei der Banca Populare hat.

Die Vision des Oracle-Chefs Larry Ellison vom Net-PC: Wird sie hier zur Realität? Die Geräte verfügen kaum über eigenen Speicher, alle Daten und Informationen werden aus dem Web gesaugt. In der Regel werden sich die Nutzer beim Einschalten des Geräts auf einem personalisierten Portal wiederfinden. Damit verfügt der Content-Provider über eine exzellente Plattform für One-to-one-Marketing - Virgin macht es vor. Eines sollte aber immer berücksichtigt werden: Ohne Vertragsbindung wird kein Webpad oder Screenphone zum Höhenflug ansetzen. Dazu Detlef Schmuck von 5Star: "Um diese Geräte in Massen unter die Bevölkerung zu bringen, ist ein Business-Case erforderlich. Es muss jemand einen Nutzen darin sehen, dass er seinen Kunden dieses Gerät schenkt oder subventioniert. Und dass ist solange der Fall, bis die Herstellung preiswert geworden ist."

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