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Agenturbranche: Erfolg ist machbar!

19.11.2002 - Über Krise, Abschwung und Pleiten ist mittlerweile jeder Bürger dieses Landes hinlänglich informiert. Aber es gibt auch noch die anderen, die gesunden Unternehmen. ONEtoONE präsentiert - stellvertretend für viele - vier Agenturen, die nach eigenem Bekunden erfolgreich arbeiten.

Ihre Erfolgsrezepte gründen zumeist auf traditionellen Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Kundenorientierung und Mitarbeitermotivation sowie Kontinuität und die Konzentration auf die Kernkompetenzen. Die hier vorgestellten Agenturen zeichnen sich zudem durch schlanke Strukturen und ein ausgeprägtes Bekenntnis zum Spezialistentum aus. Strukturellen Problemen, wie etwa der Abhängigkeit vom wechselhaften Projektgeschäft oder von sehr großen Kunden, konnten die Agenturen nach Eigenaussagen bislang gut begegnen. Allen gemein ist eine große Begeisterung für ihre Arbeit und der feste Glaube an das Potenzial und die Zukunftsfähigkeit des Dialogmarketings.


A & L Partner in Hamburg

Die 1975 gegründete inhabergeführte Agentur hat in den vergangenen Jahren trotz Internet-Hype und Trend zur allumfassenden Integrierten Kommunikation weder ihre Philosophie noch ihr Leistungsportfolio geändert. Sie beschäftigt seit Jahr und Tag 15 Mitarbeiter und betreut seit Jahren dieselben Kunden. Selbst der Generationswechsel im Jahr 2000, als Gründer Gerd Langenberger das Zepter an seine Tochter Anja Langenberger und Carsten Drangmeister weiterreichte, hat das Profil von A & L kaum verändert.

Das fast stoische Beharren auf die ureigene Direktmarketingkompetenz, das Verkaufen per Dialogmedien, hat nicht etwa zur Stagnation, sondern dazu geführt, dass die Hamburger laut Anja Langenberger 2002 "das erfolgreichste Jahr seit unserer Gründung" verzeichnen. Das Wachstum gegen den Trend hat A & L hauptsächlich mit dem Ausbau bestehenden Geschäfts erreicht.

Dank der Kooperation des A & L-Kunden Deutsche Post Philatelie mit dem Briefmarkenversender Richard Borek steht in diesem Jahr Borek neu auf der Kundenliste. A & L ist vor allem auf den auf Abo- und Sammlerbereich spezialisiert, ein Segment, das nach der Euro-Umstellung besonders gut läuft.

Statt neue Mitarbeiter fest einzustellen, bedient sich die Agentur verschiedener Freelancer, die bei Bedarf für Text, Grafik, Digitalfotografie und Webdesign herangezogen werden. A & L beschäftigt keine Kontakter, alle Projekte laufen direkt über die Geschäftsführer oder Art Direktoren. "Die Kunden honorieren es, wenn sie über Jahre oder vielleicht auch Jahrzehnte die gleichen Ansprechpartner haben", sagt Drangmeister.

Die Quintessenz des Erfolges ist, so Gerd Langenberger, die Pflege langfristiger Beziehungen - zu Kunden, zu Mitarbeitern und zu Lieferanten. Auch die Unabhängigkeit von einem großen Werbe-Network sei erfolgsfördernd: "Wir sind flexibel und können frei disponieren - und wir leiden nicht unter einem Kostendruck, weil wir ihn uns gar nicht erst erzeugt haben", sagt Anja Langenberger. Die Agentur sei nicht von einem großen Kunden abhängig. Zwar sei jeder Kundenverlust schmerzhaft, würde A & L aber nicht das Genick brechen. Generell hält sich die Agentur mit aufmerksamkeitsstarken Auftritten in der Branchen-Öffentlichkeit zurück: So werden weder Umsatzzahlen veröffentlicht noch reichen die A & Ler ihre Arbeiten bei Dialogmarketing-Awards ein. Sie verstehen sich eher als "Vertriebsleute denn als Werber: Bei uns finden Sie nicht die glitzernde Werbewelt. Wir arbeiten sehr viel, sind mit unseren Kunden in engem Dialog, machen ständig Erfolgskontrollen - das ist anstrengend, macht aber auch Spaß."

Für das kommende Jahr erwarten Carsten Drangmeister und Anja Langenberger einen weiteren kräftigen Ausbau des bestehenden Geschäfts. Triftige Argumentationsgrundlage für Gerd Langenberger, der überzeugt ist: "Kleine Agenturen werden nicht vom Markt verschwinden, im Gegenteil!" vh


Freihafen in Hamburg

Die Agentur wurde am 1. Januar 2001 u.a. vom ehemaligen FCB/Direct-Chef Thomas A. Kramer aus der Taufe gehoben. Mit ihm startete ein Teil der alten FCB/Direct-Mannschaft und der Kunde Volkswagen, der noch heute einen großen Teil zum Agenturumsatz beiträgt. Freihafen gehört zum DDB-Network, das sich zur Freude der Hamburger um die Finanzen und einige andere Back-Office-Services kümmert. So sind die heute 38 Mitarbeiter nahezu alle im operativen Agenturgeschäft tätig und müssen ihre Zeit nicht für administrative Details aufwenden.

Im Jahr 2001 ist Freihafen regelrecht explodiert, die Hamburger haben Neukunden wie Philips, Hamburg-Mannheimer, Europcar Fleet Services und den Tigerenten-Club gewonnen und das Bestandsgeschäft mit VW ausgeweitet. VW gehört mit der Einführung der neuen Modelle Phaeton und Tuareg zu jenen begehrten Kunden, die auch in diesem Jahr investierten - und davon profitiert auch Freihafen.

Im Jahr 2002 ist die Agentur umgezogen und hat sich konsolidiert, Strukturen nachgeformt, Teams und Abläufe formiert. Mitgründer und Beratungsgeschäftsführer Tobias Clairmont attestiert der Agentur einen "Qualitätssprung in Sachen Kreation und Strategie im Jahr 2002". Bei Freihafen hat die Kreation einen hohen Stellenwert, sie beschäftigt paritätisch ebenso viele Kreative wie Berater.

Die Hamburger arbeiten nach eigenem Bekunden eng mit klassischen Agenturen wie Grabarz & Partner und Kolle Rebbe oder auch mit Branchen-Kollegen wie MSBK Proximity oder BBDO InterOne zusammen. Von Berührungsängsten also keine Spur: "Man kommt weiter, wenn man sich nichts neidet", meint Kreationsgeschäftsführer Hartmut Kozok. Ein Erfolgsfaktor, da sind sich Kozok, Clairmont und Geschäftsleiter Martin Drust einig, ist die gute Atmosphäre in der Agentur, denn daraus rekrutiere sich das Engagement der Mitarbeiter.

Freihafen bekennt sich nachdrücklich zum Spezialistentum. "Wir sind gegen den 360-Grad-Ansatz", postuliert Clairmont. Der "Dialog über alle Medien" stehe im Vordergrund, die Kernkompetenzen von Freihafen lägen im Dialogmarketing, CRM sowie im Verkaufsförderungs- und POS-Bereich. Braucht ein Kunde Services aus anderen Bereichen zieht Freihafen externe Dienstleister hinzu. "Wir haben nicht für jede Aufgabe die Lösung im Haus, aber wir haben für jede Aufgabe die richtigen Partner", so Clairmont.

Freihafen betreut überwiegend große Unternehmen, weshalb sich 80 Prozent des Incomes aus festem Vertragsgeschäft generieren. Damit sind die Hamburger von Marktschwankungen relativ unabhängig. Hinzu kommt, so Kozok, dass "der Stellenwert von Dialogmarketing und CRM in den Unternehmen immer weiter zunimmt, davon profitieren wir".

Im Jahr zwei nach ihrer Gründung wird die Agentur um 40 Prozent wachsen und ein Gross Income von 3,5 Millionen Euro verzeichnen. Dazu hat auch ein Faktor beigetragen, der bei betriebswirtschaftlichen Betrachtungen oft zu kurz kommt - denn, so Drust: "Man darf sich nichts vormachen: Man muss auch Glück haben!" vh


Straight in München
Der Name ist Programm - "straight to the heart, straight to the brain" soll die Werbung gehen, die vom 17 Mitarbeiter zählenden Team entwickelt wird. Die Münchner genießen nach eigenem Bekunden die "Gnade der späten Geburt" - bei der Gründung im April 2001 hat sich die Agentur auf den Markt eingestellt und von Anfang an sehr schlank organisiert. Und so arbeitet bei Straight nur eine administrative Kraft, ein Trainee und ein Junior, "alle anderen sind gestandene und erfahrene Werber mit hoher Effizienz und hoher Produktivität", so Uwe Middeke, der neben Ulrike Middeke und Rob Filler die Geschäfte führt.

Die langjährige Erfahrung und die Professionalität seien der Grund dafür, dass Straight sich schnell auf dem Markt etablieren konnte. Nach einer finanziellen Durststrecke in den Anfangsmonaten arbeitet die Agentur laut Eigenangaben heute profitabel und wird nach 750.000 Euro Gross Income im vergangenen Jahr auf voraussichtlich 1,6 Millionen Euro Gross Income im Jahr 2002 wachsen. Straight setzt auf ganzheitliche Kommunikation mit dem eindeutigen Schwerpunkt auf Dialog. Die Hälfte der Mitarbeiter kommt aus der klassischen Werbung und - ungewöhnlich für Dialog-Agenturen - es arbeiten dort mehr Kreative als Berater.

Ihre Kunden hat Straight über alte Kontakte, New-Business-Aktivitäten wie etwa Mailings und gute Pressearbeit gewonnen - tatsächlich war Straight alle sechs bis acht Wochen in den einschlägigen Fachtiteln vertreten. Außerdem haben die Münchner durch Empfehlungen von Bestandskunden neue Namen auf ihre Kundenliste setzen können. Dort stehen heute u.a. die BamS, Premiere, die Stuttgarter Zeitung und die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK). Als Abgang hat Straight den Kunden Internet World zu verzeichnen.

Straight ist überwiegend vom Projektgeschäft abhängig, was bekanntlich ein schwieriges ist, da Agenturen bei jedem Projekt erneut auf dem Prüfstand stehen. Die SBK ist der größte Kunde. Um eine allzu große Abhängigkeit zu vermeiden, akquirieren die Münchner "dagegen an". Erklärtes Ziel ist es, nicht länger als drei Jahre mehr als 25 Prozent des Incomes mit nur einem Kunden zu erwirtschaften.

Nach dem Erfolgsrezept von Straight befragt, nennt Uwe Middeke zuallererst "Begeisterung für das Produkt, für den Kunden, für die Aufgabe. Diese Begeisterung und Identifikation muss der Kunden spüren, damit er weiß, dass sich die Agentur richtig in die Aufgabe reinkniet."

Ein geradezu banaler Garant ist der Erfolg der abgelieferten Konzepte. "Wenn die Wirtschaft gut läuft, können auch durchschnittliche Konzepte etwas bewegen, aber in diesen Zeiten geht das nicht mehr. Die Krise ist deshalb eine fette Chance für alle Leute, die gut sind", so Middeke. Gute Leute gibt es derzeit auf dem Agenturmarkt mehr als genug, dennoch lassen die Münchner Vorsicht walten. Zwar soll die Agentur mittelfristig auf 30 bis 50 Mitarbeiter wachsen, allerdings folgen die Geschäftsführer dem Motto "Business before people!".

Generell ist sich Middeke bewusst: "Es kann sich alles sehr schnell ändern." Und: "Eine inhabergeführte Agentur sein eigen zu nennen, ist wie Golfspielen: Du kannst niemandem die Schuld geben außer dir selbst!" vh


Brand Ranger in Stuttgart
Die 1995 als energy Werbung in Stuttgart gegründete Dialog-Agentur hat sich wegen eines Namensrechtsstreites im Sommer dieses Jahres in Brand Ranger umbenannt. An der Positionierung der Agentur hat das indes nichts geändert. Brand Ranger ist auf Business-to-Business- und Finanzdienstleistungskommunikation spezialisiert und setzt auf "Strategien und Kreation, die immer auf den Dialog hinauslaufen".

Die Agentur, die 2001 ein Gross Income von fünf Millionen Euro verzeichnete, betreut u.a. IBM, Die Bahn, Deutsche Post Express und Stuttgarter Versicherungen. Sie betreibt kleine Spezialniederlassungen in Überlingen und Sindelfingen, zum 1. Januar 2003 wird ein Büro in Berlin eröffnet. Voraussichtlich ebenfalls ab Jahreswechsel wird Brand Ranger zum internationalen Network Wunderman gehören.

Die 45-köpfige Agenturmannschaft zählt allein 20 Berater, denn "Kontinuität in der Beratung ist ein Erfolgsfaktor", sagt Michael Horlacher. Er ist neben Frank und Ralf Welzel geschäftsführender Gesellschafter der Agentur. Auch in den Mitarbeiter- und Kundenbeziehungen setzen die Stuttgarter auf Stabilität.

Brand Ranger betreut einige Kunden, die sich antizyklisch verhalten und auf die schlechte Wirtschaftslage nicht mit Sparen reagieren, sondern die Marketingbudgets deutlich in Richtung Direktmarketing verlagern. Zudem wird die Agentur immer mehr mit integrierten Kommunikationskonzepten beauftragt. Das Agentur-Income hängt größtenteils nicht am wechselhaften Projektgeschäft, da Brand Ranger mit mehreren Kunden feste Verträge hat. Neugeschäft wird bei den Stuttgartern permanent betrieben, weshalb Budgetrückgänge in diesem Jahr ausgeglichen werden konnten. Auf die Krise der Neuen Medien hat die Agentur reagiert, indem sie die eigenständige Interactive-GmbH zunächst in eine Abteilung umgewandelt und nun völlig in die Agentur integriert hat. Heute beschäftigt sie drei Programmierer und drei Screendesigner, die von jedem Team eingesetzt werden können.

Über eine explizite Agenturphilosophie mit "Mission Statement" und sonstigen Raffinessen verfügt Brand Ranger nicht: "Wir kümmern uns um unsere Kunden, machen keine Show drumherum, sind schwäbisch", fasst Horlacher die Arbeitsauffassung der Stuttgarter zusammen. Überdies sei das Agenturgeschäft ein "Chemie-Geschäft" - und eine gute Chemie könne man sich bekanntlich nicht erpitchen, sondern müsse sie im Tagesgeschäft erleben.

Von der anstehenden Network-Anbindung verspricht sich die Agentur keinen Neugeschäfts-Boom, sondern mehr Services für ihre Kunden. Eigenständigkeit und Profil von Brand Ranger sollen erhalten bleiben. Für 2003 rechnet Horlacher mit einem Wachstum von fünf bis zehn Prozent, er ist überzeugt: "Es gibt keinen Grund, dem nächsten Jahr pessimistisch entgegenzusehen, denn die deutsche Wirtschaft kann nicht ohne Werbung leben. Und es kann nicht sein, dass wir in unserer Disziplin keinen Anteil daran haben werden, denn: Was gibt es Besseres, als effizient zu werben?" vh

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