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Google verbannt nicht-relevante Suchtreffer

23.02.2004 - Suchtreffer-Vermarkter und seriöse Suchmaschinen-Marketer sind aller Voraussicht nach die großen Gewinner des Austin-Updates von Google, mit dem der populäre Suchmaschinen-Betreiber nicht-relevanten Suchtreffern aus seinem Index entfernte

Das US-Unternehmen war zuvor vermehrt Opfer von unseriösen Suchmaschinen-Optimierern geworden, die massenhaft kommerzielle Links in die Spitzen der Ergebnislisten schummelten, die recht wenig mit den Suchbegriffen der User zu tun hatten. Darunter waren auch viele Dialer-Seiten. Die lange Zeit unbestrittene Stellung Googles als Nummer eins des Suchmaschinen-Marktes geriet dadurch immer stärker ins Wanken.

"Kleinere Anbieter, die so arbeiten, wie die Suchmaschinen es nicht wollen, haben massive Probleme bekommen", berichtet Lars Rabe vom Suchmaschinen-Markteter NetBooster. Er berät Unternehmen bei der Buchung von bezahlten Suchtreffern (Sponsored Links oder Paid Search) und sorgt mittels in der Branche akzeptierter Kniffe dafür, dass die Website des Kunden möglichst weit oben in den Ergebnislisten auftaucht.

Seit dem Austin-Update hat Rabe vermehrt Anfragen von größeren Firmen bekommen, was für ihn ein "eindeutiges Zeichen" ist, in welche Richtung sich der Markt bewegt. "Das Ganze bekommt immer mehr einen professionellen Charakter", sagt Rabe. Anbieter, die das Suchmaschinen-Marketing mit unlauteren Mitteln und eher hobbymäßig betrieben haben, verschwinden seiner Meinung nach langfristig von der Bildfläche.

Den Zulauf gebe es nicht nur bei der Suchmaschinen-Optimierung, sondern auch im Bereich Paid Search. Der Grund: Viele kleinere Online-Shops sind auf Google angewiesen. Sie haben jetzt, wo Suchtreffer-Manipulationen kaum noch möglich sind, nur noch eine Chance, wenn sie auf Sponsored Links setzen, erklärt Rabe. Die Zukunft gehöre einem Mix aus Sponsored Links und Suchmaschinen-Optimierung. Christian Petersen vom Mitbewerber eprofessional verzeichnete ebenfalls eine stärkere Nachfrage infolge des Austin-Updates von Google. Auch sonst zeigte sich der Suchmaschinen-Spezialist von der Google-Maßnahme begeistert: "Ich begrüße es, dass Suchmaschinen besser werden und dass das Gefundenwerden wieder eine Art Auszeichnung ist", sagte der Gründungsgeschäftsführer auf dem ONEtoONE-Seminar "Web-Finder" in Hamburg.

Raimer von Wienskowski, Geschäftsführer des Suchtreffer-Vermarkters Espotting, hat dagegen noch keine Veränderung auf Kundenseite verzeichnet. Er glaubt nicht daran, dass seine Branche durch die Google-Aktion einen Aufschwung erlebt. Als Grund nannte er den "sportlichen Ehrgeiz" der Hacker, den Suchmaschinen-Marktführer zu überlisten. Sprich: Sie werden früher oder später neue Wege finden, um die Ergebnislisten zu manipulieren. Google Deutschland, selbst Vermarkter von Suchtreffern, und Mitbewerber Overture wollten sich zu dem Thema nicht äußern.

Stark betroffen vom Austin-Update ist auf jeden Fall das Internet-Auktionshaus eBay, das durch sein gut bezahltes Affiliate-Programm zahlreiche unseriöse Website-Betreiber angelockt hatte. Diese optimierten ihre Seiten so perfekt, dass sie regelmäßig in die Top-Ten der Ergebnislisten gelangten und somit hohe Vermittlungsgebühren erwirtschafteten.

Hintergrund des digitalen Frühjahrsputzes im Hause Google ist neben der Kritik an der Fehlbarkeit des Such-Indexes vermutlich auch der angeblich geplante Börsengang, in dessen Vorfeld sich der US-Konzern möglichst positiv präsentieren will. Ein unsauberer Index wäre da weniger hilfreich. Wichtig für einen erfolgreichen Börsenstart sind natürlich auch hohe Umsätze, die Google hauptsächlich durch den Verkauf von Premium-Ads, Sponsored Links und textbezogenen Links (AdSense) generiert.

Diese Einnahmen dürften jetzt zunehmen. Analysten gehen davon aus, dass Google bei einem Börsengang drei bis fünf Milliarden Dollar einnehmen und eine Marktkapitalisierung von 15 bis 20 Milliarden Dollar erreichen könnte. Das Unternehmen befindet sich zurzeit größtenteils im Besitz der Finanzinvestoren Sequoia Capital und Perkins Caufield & Beyers. Der Umsatz von Google wird auf eine halbe bis eine Milliarde Dollar, der Gewinn auf 150 bis 300 Millionen Dollar geschätzt.

Vorstandschef Eric Schmid bestreitet indes Pläne für einen Börsengang. Allerdings muss sein Unternehmen ab 28. April die Geschäftszahlen bekannt geben. Der Grund: Ein neues US-Gesetz schreibt vor, dass Unternehmen mit mehr als 500 Aktionären alle drei Monate über ihr Geschäft berichten müssen. Das Gesetz greift auch bei Google, da der Internetkonzern Aktien- optionen an seine Mitarbeiter verteilt hat. "Es wäre unklug, dann nicht auch an die Börse zu gehen", sagt ein Google-Insider. Schließlich sei der Tausch Bilanz gegen Aktienverkauf der übliche Deal in der Wirtschaft.

Ein weiterer Grund für die Bereinigung des Indexes ist laut Michael Machon, Produktionsleiter von NetBooster Deutschland, die Shopping-Suchmaschine Froogle, die Google vermutlich noch dieses Jahr in Europa startet. Unternehmen können dort gegen Gebühr ihre Produkte einstellen - was sie natürlich nicht tun, wenn sie ihre Links für wenig Geld in den Such-Index schummeln können. Zudem seien die Google-Kanäle dann klar getrennt: Ein Such-Index, ein Sponsored-Links-Kanal und ein Kanal für reine Shopping-Angebote. "So hat Google sein Informationsmanagement gut in den Griff gekriegt", sagt Machon.

Ferner wehrt sich Google mit dem Update gegen den immer stärker werden Konkurrenzdruck. So wechselte beispielsweise der Internetriese Web.de im Dezember letzten Jahres zur Yahoo-Tochter Inktomi. Branchengerüchten zufolge wird auch der US-Konzern AOL demnächst auf die Suchtechnologie von Google verzichten. Zu allem Überfluss plant der Software-Konzern Microsoft die Entwicklung einer eigenen Suchmaschine. Google - so die Befürchtung einiger Experten - könnte so am Ende dasselbe Schicksal wie der einstige Browser-Marktführer Netscape erleiden, der vom Microsoft Explorer fast völlig verdrängt wurde. brö , www.netbooster.de, www.eprofessional.de, www.espotting.de



Das Austin-Update

Google benennt seine Updates seit Februar 2003 nach Wirbelstürmen. Das Unternehmen benutzt dabei das gleiche Schema wie das US-amerikanische Wetterbüro. Den letzten technischen Relaunch vor Austin gab es im Dezember mit dem Florida-Update. Damals waren nur englischsprachige Seiten betroffen. Das Austin-Update zielt dagegen auf deutschsprachige Seiten. Updates für andere europäische Länder werden laut Auskunft des Googlianers Holger Meyer nach und nach folgen. Entwickelt werden die nächsten Lösungen wahrscheinlich vom neuen Google-Forschungszentrum in Zürich.

Darüber, was das Austin-Update genau verändert hat, hält sich Google derzeit noch bedeckt. "Wir werden weiterhin beständig technische Verbesserungen vornehmen, um die Genauigkeit und Qualität unserer Suchergebnisse zu erhalten", teilte die Google-Zentrale im kalifornischen Mountain View ONEtoONE ausweichend mit. Nach Ansicht von NetBooster-Produktionsleiter Michael Machon, der die Auswirkungen des Updates eingehend untersuchte, hat Google seinen so genannten PageRank modifiziert.

Der PageRank ist ein System zur Beurteilung von Websites. Es verlässt sich auf die demokratische Struktur des Internets, indem es die weit verzweigte Link-Struktur als einen Indikator für die individuelle Einschätzung der Qualität einer Seite nimmt. Der Kern ist dabei, dass Google einen Link von Seite A zu Seite B als ein Votum von Seite A für Seite B interpretiert. Außerdem analysiert Google, ob die Seite, die ein Votum abgegeben hat, selbst wichtig ist, sprich selbst häufig verlinkt wird.

Das Austin-Update hat nun bewirkt, dass nicht mehr allein entscheidend ist, wie viele Links auf die Seite verweisen. Wichtig ist jetzt auch die Qualität der Link-Texte. Dazu prüft Google, ob die Link-Texte organisch gewachsen sind oder automatisch generiert wurden. Während ein organisch gewachsenes Link-Netzwerk aus unzählig vielen Link-Texten besteht, sind diese in automatisiert aufgebauten Netzwerken meist identisch. Wenn beispielsweise ein Porno-Shop auf eine Versicherung verweist, wird Google hellhörig. Ein Link von einer Preisvergleichseite zu einer Produkt-Site ist dagegen okay. Zu welchem Themengebiet eine Seite gehört, erkennen die Google-Robots anhand der Häufigkeit bestimmter Keywords.

Noch ist der technische Relaunch aber nicht ganz abgeschlossen. Branchen-Foren wie Search Engine Watch und Webmaster berichten von ständigen Verschiebungen der Platzierungen. "Die Suppe wird noch gerührt", heißt es im Forum Suchmaschinentricks.de. Dies ist auch nötig, da nicht nur offensichtlich manipulierte Websites durch das Update heruntergestuft wurden. "Es hat auch unschuldige Seiten getroffen", berichtet Petersen. brö ,

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