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Hoffnungsträger One-to-one: Digitaldruck im drupa-Rausch

24.05.2004 - Wer die drupa 2000 auf dem Gipfel des jüngsten Börsen-Hypes erlebt hat, wähnte sich diesmal womöglich auf der falschen Messe

Am 19. Mai schloss die drupa, die weltgrößte Messe der Druckindustrie in Düsseldorf, ihre Pforten. Mit Spannung hatten One-to-one-Experten vier Jahre lang auf die Präsentation neuer digitaler Produkte und Lösungen gewartet. Besucher urteilen: Der perfekten Symbiose von Dialogmarketing und variablem Datendruck steht technisch nichts mehr im Weg, die Aussteller konnten mit raffinierten und kreativen Anwendungen begeistern. Allein die Inlandskonjunktur lässt zu wünschen übrig.

Wer die drupa 2000 auf dem Gipfel des jüngsten Börsen-Hypes erlebt hat, wähnte sich diesmal womöglich auf der falschen Messe: Ausstellerrekorde? Aufbruchstimmung? Investitionsschübe? Fehlanzeige. "Ob von der drupa 2004 konjunkturelle Impulse ausgehen, bleibt abzuwarten", sagt etwa Günter Hahn, Betriebsleiter des Druckdienstleisters datacolor in Hannover. Nicht das Big Business stand diesmal in Düsseldorf im Vordergrund, sondern eher das Wie. Die Zauberformel lautete "Customization". Dahinter steht der Trend zu maßgeschneiderten Produkten und kunden- orientierten Anwendungen. Das Drucken variabler Daten spielt dabei nicht nur für nur Direktmarketer, sondern auch für die Gerätehersteller eine Schlüsselrolle, denn die haben das One-to-one-Marketing als ihren Markt der Zukunft entdeckt. "Der Digitaldruck wird durch das One-to-one-Marketing stark aufgewertet", sagt Hahn. Und auch Christoph Deutsch, Geschäftsführer vom Sächsischen Digitaldruckzentrum (SDZ) in Dresden versucht, das Database-Marketinggeschäft zu forcieren. "Es gibt zwei Megatrends: kleinere Auflagen und Individualisierung. Denen muss der Anwender folgen, sonst bleibt er auf der Strecke."

Das haben auch die Technikanbieter erkannt. Während die Ausstellungsflächen der Drucksaurier KBA und Heidelberg gegenüber 2000 deutlich geschrumpft sind, profilieren sich die Drucker-Hersteller zunehmend als Problemlöser beim Dokumenten-Management für Dienstleister. Dass die Messe dabei einen eklatanten Besucherrückgang verzeichnete, ist nach Ansicht von Digitaldruckverfechter Andreas Weber vom Digitaldruck- Forum nur die Folge fortschreitender Automatisierung. Es seien dieses Jahr weniger "Maschinenbediener" und mehr Entscheider nach Düsseldorf gekommen: "Außergewöhnlich reich an Digitaldruckanwendungen erscheint die drupa 2004 so sexy wie nie zuvor", so Weber.

Vor allem Xerox und Hewlett Packard (HP) behaupteten sich dieses Jahr mit starker Präsenz auf dem Messemarktplatz. Xerox stellte in Düsseldorf ein Workflow-System für Produktionsabläufe in Druckbetrieben mit Technogien verschiedener Hersteller vor, das vollständig auf Branchenstandards basiert. Es kombiniert die hauseigene Software unter anderem mit Adobe Systems und erlaubt den Anwendern, Lösungen verschiedener Anbieter zu integrieren.

Hersteller HP geht mit dem Desktop-Publishing-Spezialisten Quark in die Vermarktungsoffensive für maßgeschneiderte One-to-one-Lösungen. In Düsseldorf demonstrieren sie gemeinsam, wie einfach die Verwaltung von Druckaufträgen sein kann: Quark hat dafür ein auf HP-Geräte zugeschnittenes Software-Modul entwickelt, das Designern und Layoutern die Ausgabe variabler Daten über HP-Geräte ermöglicht. Schluss machen will HP mit der Vorstellung, digital könne man nur kleine Auflagen drucken und hat zu diesem Zweck die Indigo Press 5000 gelauncht. "Die derzeit von unseren Kunden gedruckten Mailing-Kampagnen haben Auflagen von 50.000 bis 600.000 Stück. Dort kann keine Rede mehr davon sein, das Digitaldruck nur für Kleinauflagen geeignet sei", sagt Andreas Bodmann, Kundenberater bei HP. Der Digitaldruck avanciere zur zentralen Lösungsfunktion innerhalb eines Gesamtkonzepts, das die Produktions- und Logistikprozesse ebenso umkrempelt wie die Unternehmenskommunikation.

Das Highlight am Stand der neuen Kodak-Tochter NexPress waren zwei vorkonfigurierte Drucklösungen. Die NexPress Essential bzw. NexPress Power und die individuell konfigurierbare NexPress Optima kombinieren Soft- und Hardware-Komponenten mit Beratung in puncto Unternehmensziele und -Strategien.

Canon nimmt mit neuen Produkten ebenfalls den professionellen Druckmarkt ins Visier und präsentiert sorgfältig ausgewählte Bausteine aus Hard- und Software für Document Workflow, Color Management und variablen Datendruck.

Auch OCE hat im Digitaldruck nachgelegt und stellt sich im Markt als Anbieter für flexible Drucklösungen vor allem im Großformat auf - "konkurrenzfähig", urteilt die Fachpresse. "Der Trend geht eindeutig in Richtung Personalisierung und Digitalisierung. Doch in vielen Köpfen mangelt es noch an Wissen zu dem Thema", sagte OCE-Chef Sebastian Landesberger im Vorfeld der drupa.

Mit dem Eindruck steht er nicht allein. "Die Leute vergleichen es immer mit Auto fahren, aber eigentlich ist es zum Mond fliegen", bemerkte Helmut Hartinger, Vorstandschef des DM-Dienstleisters GHP beim letzten Digitaldruck-Special des Deutschen Direktmarketing Verbands im April. Das Fazit der Veranstaltung im Haus der GHP-Tochter Graficon: Mehr als zehn Jahre nach seiner Einführung steckt der Digitaldruck nach wie vor in den Kinderschuhen. Das Offset-Druckvolumen liegt nach aktuellen Studien bei 3.400 Milliarden Seiten pro Jahr. Weniger als zehn Prozent der Auflagen im Bereich der klassischen Druckindus-trie werden derzeit digital umgesetzt. Dabei sagen Unternehmensberater wie Druckerhersteller der Technologie eine große Zukunft voraus: "Der Anteil des Digitaldrucks an der Gesamtproduktion wird 2010 - ohne Zeitungsdruck - bestimmt bei 25 Prozent liegen", schätzt Andreas Bodmann. Mittelfristig sieht er nicht mehr als vier etablierte Player am Markt.

Bis es soweit ist, steht der Branche noch einiges an Überzeugungsarbeit bevor. Dem gestiegenen Aufklärungsbedarf begegnete die Messe erstmals mit einem fachlichen Rahmenprogramm. So genannte Compass Sessions, Thementage und Messeführungen zu ausgesuchten Interessengebieten sollten dem Besucher die Orientierung erleichtern. HP hat ein eigenes Aufklärungsteam für den Digitaldruck gebildet. Und NexPress verkauft mit den hauseigenen Drucklösungen stets das "NexPert Business Development Kit" dazu. "Viele Hersteller argumentieren immer noch zu wenig mit den neuen Anwendungsmöglichkeiten," sagt Christoph Schlutz, Unternehmensberater bei Apenberg & Partner.

Das holten die Aussteller in Düsseldorf nach. "Das Interesse am Digital-druck wächst", sagt Paul Willems, General Manager bei NexPress. "Die Kunden erwarten jedoch, dass man ihren Anforderungen nach aktueller, relevanter und kundennaher Information gerecht wird und dabei eine höhere Wertschöpfung ermöglicht." Dem Vernehmen nach standen Besucher Schlange, um auf sie selbst abgestimmte, personalisierte Printprodukte mit nach Hause zu nehmen. Zusammen mit der Agentur DirectSmile präsentierte HP kreative Anwendungen für personalisierte Bildgebungsverfahren. Allgegenwärtig waren Web-to-Print-Lösungen für die Unternehmenskommunikation. Aber auch bei anderen Anwendungen wie zum Beispiel für Board Manuals von Autos, bei Lösungen für Retailer, Finanzdienstleister oder in der Marktforschung hat sich der Digitaldruck bewährt - ganz zu schweigen vom Etiketten-, Label- und Ticket-Druck. Mit technischen Innovationen, die die Verarbeitung neuer Papiere mit anderen Materialstärken oder den Einsatz unsichtbarer Farben erlauben, erschließen die Hersteller immer neue Anwendungsfelder. Darüber hinaus birgt das digitale Publizieren unbestrittene Sparpotenziale bei Logistik und Personal.

Doch zu wenige Anwender greifen derzeit tief genug in die Tasche, um dem Digitaldruck, den schon so oft beschworenen Durchbruch zu verschaffen. Rückläufige Werbeausgaben der Wirtschaft haben die Umsätze der Druckunternehmen auch 2003 unter das Vorjahresniveau sinken lassen, teilte der Bundesverband Druck und Medien auf seiner drupa-Pressekonferenz mit. Der Rückgang fiel mit einem Minus von 2,5 Prozent zwar nur halb so hoch aus wie im Jahr zuvor, doch allein die Inlandsumsätze fielen um schmerz-liche 5,4 Prozent. Die Öffnung der fernöstlichen Märkte machte sich unterdessen deutlich bemerkbar: "Die Besucher waren überwiegend Asiaten, 80 Prozent der Gespräche wurden auf Englisch geführt", berichtet Günter Hahn. Die deutsche Druckindustrie hält sich dagegen mit Anschaffungen zurück. Zudem sind die deutschen Maschinenparks ohnehin alles andere als überlastet. Ein mittelständischer Dienstleister könne die Kapazität der neuen Maschinen bei der aktuellen Auftragslage kaum ausschöpfen, sagt Hahn: "Die iGen3 von Xerox kostet mindestens 700.000 Euro - das ist kein Schnäppchen." asc

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