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Rundruf

Brauchen wir eine Frauenquote?

28.07.2011 - Brauchen wir eine Frauenquote in Führungspositionen im Marketing und in der Werbung? Frauen in Führungspositionen sind weiterhin rar. Doch Politik und Wirtschaft können sich bislang auf keine Regelung einigen. Familienministerin Kristina Schröder (Foto) fordert die "Flexi-Quote", bei der Firmen gesetzlich verpflichtet sind, eine Quote einzuführen, deren Höhe sie jedoch selbst festlegen. Wir haben die ONEtoONE-Leser gefragt, ob eine Frauenquote auf Führungsebenen in Marketing und Werbung nötig ist.

Sabine Becker, Engel AG, Bad Orb:Frauen sind flexibel, belastbar und kreativ - also nahezu perfekt für Aufgaben in Marketing und Werbung geeignet. Natürlich wünsche ich mir mehr Frauen in Führungspositionen, allerdings klafft noch immer eine Lücke zwischen dem Anspruch der Aufgabe und der Vereinbarkeit mit persönlichen Lebenszielen wie Familie und Freizeit. Vielen Frauen bleibt eine erfolgreiche Kombination aus beidem verwehrt. Über eine Quote lässt sich das meines Erachtens aber kaum regeln - vielmehr sollte doch die fachgerechte Erfüllung einer Aufgabe im Vordergrund stehen, nicht die Förderung von Frauen an sich.

Irmgard Hesse, Zeichen & Wunder, München:Ich bin definitiv für die Quote. Frauen sind top ausgebildet, sie machen prozentual mehr und häufig bessere Abschlüsse als die Männer. Es ist ein volkswirtschaftlicher Unsinn, dieses investierte Kapital später nicht zu nutzen. Hier muss der Staat die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Außerdem hat beispielsweise das Rauchverbot gezeigt, dass eine gesellschaftliche Veränderung, die ohnehin im Gang ist, durch eine gesetzliche Grundlage eine enorme Beschleunigung erfahren kann. Solange die Quote nicht geregelt ist, profitieren wir als Unternehmen von den schlechten Bedingungen für Frauen in der Branche, da Top-Frauen gerne zu Zeichen & Wunder kommen.

Frank Iden, Hermes Logistik Gruppe Deutschland, Hamburg:Die Förderung von Frauen ist ein klares Ziel unserer Personalpolitik. Denn nach wie vor wird in deutschen Unternehmen zu wenig getan, um weiblichen Führungskräften gleichwertige Aufstiegsmöglichkeiten anzubieten. Das gilt generell, doch für die Logistikbranche insbesondere: Frauen sind hier traditionell unterrepräsentiert! Der Bereich Marketing bildet eine bemerkenswerte Ausnahme. In unserer Organisation sind 73 Prozent unserer Marketing-Experten weiblich, bei einem ausgeglichenen Verhältnis der Führungskräfte. Diese Struktur hat sich gut bewährt und ist Vorbild für andere Fachbereiche, die eine ähnliche Entwicklung anstreben. Dieser Prozess braucht jedoch keine Frauenquote. Entsprechend sind wir nicht der Ansicht, dass die Quote ein geeignetes Instrument ist, um den Anteil weiblicher Führungskräfte sowie die Akzeptanz der darüber geschaffenen Positionen zu erhöhen. Unser Ansatz zielt vielmehr auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen: Mehr firmennahe Betreuung und flexiblere Arbeitszeitmodelle - natürlich auch für Väter! Hier kann der Staat sinnvoll eingreifen, indem er zum Beispiel mehr in die Förderung von Firmen-Kitas oder Vaterschaftszeiten inves-tiert. Wir sind zuversichtlich, über attraktivere Arbeitsbedingungen für Frauen automatisch zu erreichen, dass die Logistik "weiblicher" wird - ganz ohne das Regulativ "Quote"! ...

Ralph Kappes, Vasata Schröder Florenz, Hamburg:Sind Frauen die besseren Männer? 40 Prozent Frauenquote in den 370 börsennotierte Unternehmen Norwegens sind ja schon mal was! Frauen sind nach meiner Erfahrung häufig ziel- und sachorientierter und damit effektiver als "wir" Männer. Super, aber sonderbar, dass die Karriere vieler Frauen trotzdem im Mittelmanagement endet. Mag es sein, dass wir Jungs Angst haben und die Damen deshalb "klein" halten? Bei gefühlten 97 Prozent Männeranteil im Management könnte das schon sein, oder? Und weil sich seit vielen Jahren in der Sache nichts ändert, bin ich zu 100 Prozent für eine Frauenquote von 50 Prozent in Top-Positionen. Ein Blick auf meine Schweizer Heimat zeigt, dass es doch geht: Der Bundesrat besteht aus fünf Frauen und drei Männern. :)

Dr. Martin Oetting, Berlin:Hier hilft aus meiner Sicht nur etwas mehr gesamtgesellschaftliche Erkenntnis über unseren Umgang mit Kindern und über die Rückwärtsgewandtheit gerade vieler Männer in diesem Land ... Das bekommt man kaum in einem kurzen Statement unter. In jedem Fall ist es mit irgendwelchen Frauenquoten überhaupt nicht getan. Das fuchtelt an den Symptomen rum, nicht an den Ursachen. Und es ist unglaubwürdig. Das Problem liegt in der grundsätzlichen Art und Weise, wie Männer und Frauen in diesem Land über die Rolle von Frauen im Berufsleben denken. Sprechen Sie mal mit Frauen, die in New York in der Medienszene arbeiten, oder mit Französinnen. Die kriegen Schluckauf, wenn sie sehen, wie Männer und Frauen hierzulande mit weiblichen Karrieren umgehen!

Kai Röffen, Kempertrautmann West, Düsseldorf:Ich arbeite jeden Tag mit Frauen, die in exponierten Positionen einen tollen Job machen. Sie alle setzen sich in Männer-dominierten Branchen und Unternehmen durch Professionalität, Wissen und Führungsstärke durch. Diese Frauen sind in diesen Positionen, weil sie etwas können, und nicht, weil sie eine Quote erfüllen. Meiner Meinung nach sollten wir also auf eine Frauenquote verzichten.

Sebastian Vogt, G2 Germany, Berlin:Ich finde es wichtig, dass es mehr Frauen auch in Führungspositionen in Werbe- und Marketingberufen gibt. Doch eine Frauenquote, wie sie in der Industrie gefordert wird, ist nicht auf Agenturen übertragbar. Die Agenturlandschaft ist dafür zu heterogen, und eine Quotenregelung ließe sich nicht umsetzen.

Claudia Willvonseder, Ikea Deutschland, Hofheim-Wallau:Wir brauchen keine Quote, denn sie ist etwas sehr Künstliches. Es bedeutet zwar eine Veränderung, aber die Akzeptanz der Frauen leidet. Für Ikea ist es selbstverständlich, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, unabhängig vom Geschlecht. Ziel ist es, eine Kultur zu schaffen, in der Frauen wie Männer die Wahl haben und nicht per Geschlecht einer Rolle zugeordnet werden. Ikea setzte schon immer auf Chancengleichheit und fördert gezielt die berufliche Entwicklung von Frauen. So sind heute fast 50 Prozent der Führungspositionen bei Ikea von Frauen besetzt.

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