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Digitalisierung

Studie: Digitalisierungsschub wird Pandemie überdauern

25.11.2021 - Unternehmen gehen digital gestärkt ins dritte Corona-Jahr. Die Mehrheit will Digitalisierungs-Projekte fortsetzen.

von Dominik Grollmann

Der durch die Corona-Pandemie in der deutschen Wirtschaft ausgelöste Digitalisierungsschub ist von Dauer. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage unter 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom   . Demnach wollen die meisten Unternehmen eingeleitete Maßnahmen wie Videokonferenzen oder Kollaborationstools, aber auch die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle beibehalten oder sogar noch ausgeweitet.

Zugleich setzen sich die Unternehmen verstärkt mit der Nutzung wichtiger digitaler Technologien wie Datenanalysen oder Künstlicher Intelligenz auseinander. Von der künftigen Bundesregierung wird mit weit überwiegender Mehrheit gefordert, dass die lange Liste an überfälligen Digitalisierungs-Maßnahmen jetzt umgesetzt wird.



Corona hat Digitalisierung in vielen Unternehmensbereichen beschleunigt

9 von 10 Unternehmen (92 Prozent) geben an, dass durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung im eigenen Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat, vor einem Jahr lag der Anteil bei 84 Prozent. Und sogar 94 Prozent sehen einen Bedeutungszuwachs der Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft insgesamt (2020: 86 Prozent). Mit 34 Prozent sehen sich verglichen mit dem Vorjahr (27 Prozent) wieder mehr Unternehmen als Vorreiter bei der Digitalisierung. Zwei Drittel (65 Prozent) sehen sich eher als Nachzügler (2020: 71 Prozent), aber keines (2020: 1 Prozent) meint, den Anschluss verpasst zu haben.

Das spiegelt sich auch einer Vielzahl konkreter Digitalisierungsmaßnahmen wider, die aufgrund der Corona-Pandemie angegangen oder intensiviert wurden. So haben 92 Prozent Videokonferenzen statt persönlicher Treffen neu eingeführt oder ausgeweitet, drei Viertel (74 Prozent) Tools zur digitalen Zusammenarbeit und rund zwei Drittel (63 Prozent) haben zusätzliche Hardware angeschafft. Prozesse wurden häufig digitalisiert, etwa indem digitale Dokumente statt Papier (66 Prozent) oder digitale Signaturen statt der handschriftlichen Unterschrift (60 Prozent) genutzt werden. 60 Prozent entwickeln digitale Geschäftsmodelle und 41 Prozent haben Beratungen zur Digitalisierung genutzt.

Im Personalbereich haben 8 von 10 (81 Prozent) Homeoffice ausgeweitet oder neu eingeführt, 61 Prozent setzen auf die Weiterbildung der Beschäftigten zu Digitalthemen, rund jedes Zweite (48 Prozent) hat Recruiting und Onboarding digitalisiert und 17 Prozent Digitalisierungs-Experten eingestellt.

Wer Digital-Projekte in der Pandemie gestartet hat, hält zumeist an ihnen fest

Die große Mehrheit der Unternehmen will auch künftig an ihren durch Corona angestoßenen Projekten zur Digitalisierung festhalten oder diese ausweiten. So wollen fast alle Unternehmen (97 Prozent), die in der Pandemie digitale Signaturen verwendet haben, diese weiter oder sogar verstärkt nutzen. Beim Einsatz digitaler Dokumente statt Papier beträgt der Anteil 95 Prozent, ebenso bei der Weiterbildung der Beschäftigten zu Digitalthemen. 87 Prozent bleiben Kollaborationstools treu, 82 Prozent der Neueinstellung von Digital-Expertinnen und -Experten und 80 Prozent setzen weiter auf Beratungen zur Digitalisierung.

Jeweils drei Viertel entwickeln ihre digitalen Geschäftsmodelle weiter (75 Prozent) oder nutzen digitale Tools für das Recruiting (74 Prozent), zwei Drittel sind es bei der Anschaffung neuer Hardware (69 Prozent) und dem Einsatz von Videokonferenzen statt persönlicher Treffen (68 Prozent). Allein beim Homeoffice zeigt sich ein anderer Trend: Hier wollen nur 27 Prozent an den Corona-Regelungen festhalten oder diese ausweiten, aber 71 Prozent wollen sie ganz oder teilweise wieder zurücknehmen.

Unternehmen beschäftigen sich verstärkt mit Technologien wie Big Data, IoT und KI

Der coronabedingte Digitalisierungsschub sorgt zudem für eine stärkere Beschäftigung mit entscheidenden digitalen Technologien in der deutschen Wirtschaft. So geben inzwischen drei Viertel (73 Prozent) an, Big Data zu nutzen oder den Einsatz zu planen oder zu diskutieren. Vor zwei Jahren waren es erst 59 Prozent. Das Internet of Things, das insbesondere bei der vernetzten Produktion wichtig ist, beschäftigt zwei Drittel (65 Prozent) gegenüber 44 Prozent 2019.

Für jeweils rund die Hälfte sind 3D-Druck (54 Prozent, 2019: 43 Prozent), der neue Mobilfunkstandard 5G (53 Prozent, 2019: 32 Prozent) und Virtual bzw. Augmented Reality (50 Prozent, 2019: 32 Prozent) ein Thema. Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) setzt sich mit Künstlicher Intelligenz auseinander oder nutzt KI-Technologien - verglichen mit 12 Prozent 2019 ist das der deutlichste Anstieg. Autonome Fahrzeuge spielen in 30 Prozent der Unternehmen eine Rolle (2019: 17 Prozent). Dagegen stagniert die Beschäftigung mit der Blockchain (4 Prozent, 2019: 6 Prozent).

Angst vor der Digitalisierung schwindet - doch einige Probleme bleiben

Nur noch sechs Prozent geben an, die Digitalisierung gefährde die Existenz ihres Unternehmens. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei zehn Prozent, 2017 sogar noch bei 25 Prozent. Gleichzeitig wachsen aber die Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen: Inzwischen geben dies 40 Prozent der Unternehmen an, nach 34 Prozent im vergangenen Jahr und 30 Prozent 2017.

Zugleich führt die Digitalisierung zu einem immer schärferen Wettbewerb. Jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) stellt fest, dass Wettbewerber aus der eigenen Branche, die frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt haben, ihm nun voraus sind. 2017 haben dies nur 36 Prozent angegeben. Und aktuell sagt mehr als die Hälfte (54 Prozent), dass durch die Digitalisierung Wettbewerber aus anderen Branchen in den eigenen Markt drängen. 7 von 10 Unternehmen (70 Prozent) merken, dass Unternehmen aus der Internet- und IT-Branche in ihren angestammten Märkten auftauchen. 2017 waren es mit 57 Prozent noch deutlich weniger.

Digitalisierungs-Hemmnisse: Datenschutz, Fachkräftemangel und fehlende Zeit

Deutliche Veränderungen zum Vorjahr gibt es bei den Gründen, die Unternehmen bei ihren Digitalisierungs-Bemühungen bremsen. So beklagen 8 von 10 (79 Prozent) die Datenschutz-Anforderungen. Das ist ein Anstieg um 10 Prozentpunkte verglichen mit dem Vorjahr. Ebenfalls um 10 Prozentpunkte zugelegt hat der Fachkräftemangel, den zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen als Digitalisierungs-Bremse benennen.

Und fast jedes Zweite (46 Prozent) sagt, es fehle an der Zeit im Alltagsgeschäft, um die Digitalisierung voranzubringen (2020: 37 Prozent). Langwierige Entscheidungsprozesse, die die Digitalisierung bremsen, beklagen 30 Prozent und damit deutlich mehr als im Vorjahr mit 19 Prozent. Seltener genannte Digitalisierungs-Hemmnisse sind dagegen Anforderungen an die technische Sicherheit (42 Prozent), zu geringe finanzielle Mittel (34 Prozent) und die fehlende Verfügbarkeit marktfähiger Lösungen (23 Prozent).

Investitionen in die Digitalisierung könnten zurückgehen

Im laufenden, von der Pandemie geprägten Jahr hat jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) mehr in die Digitalisierung investiert als 2020, aber fast genauso viele (31 Prozent) haben weniger investiert. Rund ein Viertel (27 Prozent) hat die Investitionen nicht verändert. Für das kommende Jahr planen nur noch 12 Prozent steigende Digitalisierungs-Ausgaben, aber 37 Prozent wollen ihre Investitionen zurückfahren. Rund die Hälfte (45 Prozent) will ebenso viel ausgeben wie in diesem Jahr.

Politik muss Digitalisierung zur Top-Priorität machen

Die große Mehrheit der Unternehmen (88 Prozent) meint, dass Deutschland bei der Digitalisierung den Anschluss an Länder wie die USA oder China verloren habe. Im weltweiten Vergleich halten nur ein Prozent die Bundesrepublik für weltweit führend bei der Digitalisierung, 30 Prozent sehen sie zumindest in der Spitzengruppe. Ebenso viele (30 Prozent) verorten Deutschland im Digital-Mittelfeld, 29 Prozent unter den Nachzüglern und 6 Prozent sagen: Deutschland ist bei der Digitalisierung weltweit abgeschlagen.

Von der kommenden Bundesregierung wünschen sich die Unternehmen, dass seit Jahren angekündigte Digitalmaßnahmen nunmehr umgesetzt werden. So wollen 99 Prozent, dass Ämter und Behörden alle Leistungen auch digital anbieten, 96 Prozent befürworten den massiven Ausbau von Polizeieinheiten, die auf Internet-Kriminalität spezialisiert sind, und 95 Prozent wünschen sich, dass Daten der Bundesverwaltung grundsätzlich veröffentlich werden sollten. Im Bildungsbereich sprechen sich 87 Prozent für mehr Kompetenzen des Bundes aus, damit die Digitalisierung der Schulen vorangetrieben wird, 82 Prozent sind für ein Pflichtfach Informatik ab Klasse 5 und 76 Prozent für ein gesetzlich garantiertes Recht auf digitale Bildung für jedermann.

8 von 10 Unternehmen (78 Prozent) halten ein eigenständiges und starkes Digitalministerium für notwendig. Drei Viertel (75 Prozent) unterstützen die Forderung, dass es an jedem Verkaufspunkt die Möglichkeit geben muss, digital zu bezahlen. Und 72 Prozent würden es begrüßen, wenn die Landesdatenschutzbeauftragten durch eine zentrale Behörde ersetzt werden würden. "Die nächste Bundesregierung hat eine lange Liste von Digitalisierungs-Aufgaben, die wir teilweise schon seit Jahren vor uns herschieben. In den ersten Sondierungsgesprächen haben die Ampel-Parteien der Digitalisierung zu Recht einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg . "Entscheidend ist aber nicht, was man in der ersten Runde verspricht. Entscheidend ist, was am Ende vereinbart ist und dann auch umgesetzt wird."

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