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Nachhaltigkeit

Ende des Printprospektes: Papierverband kritisiert Rewe-Werbeaussage

18.07.2023 - Seit der Rewe-Konzern seine Print-Kommunikation eingestellt hat, feiert er die Einsparung von "73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr". Eine Aussage, die den Papierverband "Two Sides" auf die Palme bringt.

von Dominik Grollmann

Seit dem 1. Juli verzichtet der Einzelhandelskonzern Rewe   auf Prospekte aus Papier (siehe iBusiness: "Letzter Printprospekt - Rewe feiert Umstellung auf digitale Haushaltswerbung"   ) und hat dies unter anderem mit Umweltaspekten begründet. Der Konzern wirbt unter anderem damit, dass die Maßnahmen "einen enormen Einfluss auf die Umwelt, das Klima und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen" haben und "mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr einsparen" werden.

CO2-Bilanz der Digitaltechnik einfach ignoriert

Diese Aussagen hält der Verband Two Sides   , ein Zusammenschluss der Papierindustrie, der die Nachhaltigkeit von Druck, Papier und Papierverpackungen fördern will, nicht nur für überzogen, sondern auch für irreführend. "Es ist ein Irrglauben, dass ein digitales Äquivalent zur Papierkommunikation keine Umweltauswirkungen hat", schrieb der Verband in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Impact von Endgeräten wie PCs, Smartphones, Tablets oder anderen Geräten, die Informationen empfangen und versenden, sowie die für die Bereitstellung dieser Informationen erforderliche Infrastruktur (Server und Rechenzentren) können nicht einfach ignoriert werden.

Der Energieverbrauch digitaler Technologien steigt jährlich um neun Prozent und der Anteil digitaler Technologien an den globalen Treibhausgasemissionen hat sich zwischen 2013 und 2019 um die Hälfte erhöht, von 2,5 Prozent auf 3,7 Prozent der globalen Emissionen. Bleibt die Entwicklung ungebremst, könnte der IKT-Fußabdruck bis 2040 auf 14 Prozent der globalen Emissionen ansteigen.

Es geht eher um Kosten als um die Umwelt

Falsch sei auch die Behauptung, dass bei der Herstellung der Flyer "1,1 Millionen Tonnen Wasser" verbraucht werden. Bei der Herstellung wird zwar Prozesswasser verwendet, aber es verschwindet nicht. In Europa werden 87,3 Prozent des Wassers aus Oberflächengewässern wie Flüssen und Seen entnommen, und es ist wichtig zu wissen, dass Entnahme nicht gleich Verbrauch ist. Rund 90 Prozent des in der europäischen Papierindustrie verwendeten Wassers wird nach der Aufbereitung wieder in die Quelle zurückgeführt.

Darüber hinaus ist es durchaus denkbar, dass Verbraucher nun verleitet werden digitale Informationen (zum Beispiel Coupons) selbst auszudrucken. Dabei kann das einen weitaus größeren Umwelteinfluss haben, wenn dies auf dem verbrauchereigenen Drucker geschieht.

Digitaltechnik ist nicht automatisch umweltfreundlich

Aus diesen Gründen fordert der Verband die Rewe-Geschäftsleitung auf, in seiner Werbung auch den Umwelt-Impact der digitalen Alternativen zu berücksichtigen und lediglich den Nettonutzen zu kommunizieren. Dieser kann deutlich geringer ausfallen - oder sich gar ins Negative verkehren (siehe iBusiness: "Die große Nachhaltigkeitslüge: Warum Digital oft miserabel abschneidet   ".

Jonathan Tame , Geschäftsführer von Two Sides, vermutet, dass es dem Konzern eher daran gelegen ist, eine Kostensenkungsmaßnahmen umweltfreundlich aussehen zu lassen: "Das Vorgehen von Rewe und die herangezogenen Umwelt-Aspekte sind wirklich enttäuschend. Wir akzeptieren, dass Unternehmen versuchen, Geld zu sparen, aber diese Aussagen können von Verbrauchern missverstanden werden und sind zudem auch äußerst schädlich für eine Branche, in der mehr als 640.000 Menschen in 7.400 Unternehmen in ganz Europa beschäftigt sind."

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Von: , 18.07.2023

Zu: Ende des Printprospektes: Papierverband kritisiert Rewe-Werbeaussage

Es ist okay, Pro Print zu sein.

Nimmt man die unnötige Distribution und die Schüttel Quote = Streuverluste von Print-Haushaltswerbung mit in die Betrachtung, wird klar, dass die Schweinebauch-Anzeigen-Hefte und die regionalen Wochenzeitungen als Transporter dieser, klar aus der Zeit gefallen sind.

Bei einer einfachen, strikten Opt-out Lösung würden meiner Schätzung nach ad hoc 50 % der Exemplare nicht mehr benötigt. 30-40% sind ggf. zu faul abzubestellen, 10-20% der Haushalte wollen weiter allen Prospektmüll ohne Opt-in erhalten.

Blacklisting funktioniert in DE nicht und Strafen für Spam im Briefkasten sind IMHO viel zu gering, im Vergleich zu DSGVO Strafen.

Wenn "Hier keine Werbung einwerfen" als Sticker am Briefkasten, als Opt-out-Beweis reichen würde, wären sehr viele Prospekt-verteilende Unternehmen oft vor Gericht und würden die Verteilung schnellstens einstellen.

Ich freue mich über jeden Konzern, der von der Massenverteilung Abstand nimmt, umdenkt und 1st Party Daten für Mehrwert bringende, gezielte Printwerbung nutzt, anstatt zu spammen und unnötig die Umwelt zu belasten.

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