09.05.2019 - Mit dem Online-Spot zum Muttertag hat sich Lebensmittelhändler Edeka einen Shitstorm eingehandelt. Die Kunden reagieren verärgert.
von Frauke Schobelt
Der Muttertagsspot von Edeka
und Jung von Matt / Next Alster
schlägt weiter hohe Wellen. Im Netz häufen sich Boykott-Aufrufe. Auch Politiker melden sich mittlerweile zu Wort und kanzeln den Händler wegen vermeintlicher Väter- und Männerfeindlichkeit ab.
In dem Onlinespot werden Väter als Versager dargestellt, die keine Ahnung haben von den Bedürfnissen ihrer Sprösslinge. Sie hören nicht zu, können nicht kämmen oder einen Mixer bedienen. Und so bedankt sich am Ende das Kind bei seiner Mutter: "Danke Mama, dass du nicht Papa bist."
Was offenbar als Satire oder ironische Überspitzung gemeint ist, dringt nicht durch in der Community. Väter und Mütter sind genervt von den ihrer Ansicht nach völlig überholten Rollenbildern, die Edeka mit dem Spot nur weiter zementiere. Männer beklagen mangelnde Wertschätzung, Kinder nehmen ihre Väter in Schutz, Frauen fühlen sich in die Hausfrauenrolle gedrängt. Edeka wird Sexismus, Unsensibilität, Geschlechtsdiskriminierung, Geschmacklosigkeit und gar Hetze vorgeworfen.
So wie CSU-Politikerin Kerstin Schreyer sehen es viele: "Eltern zu sein, ist kein Wettbewerb um die Zuneigung der Kinder. Väter sind nicht die schlechteren Elternteile", zitiert der Münchner Merkur
die bayerische Familienministerin. Es sei Unsinn, Mütter und Väter gegeneinander auszuspielen, wie das im Werbespot geschehe.
Der Spot wurde auf Youtube an nur einem Tag über eine halbe Million Mal aufgerufen. Bis Donnerstagmittag waren es bereits mehr als 1,4 Millionen Aufrufe. Und mehr als 10.000 Mal wurde der Spot alleine auf Youtube kommentiert, in der Mehrzahl negativ. 8400 Likes stehen mehr als 40.000 Dislikes gegenüber. Etliche rufen zum Boykott auf. Ein User schreibt: "Die Leistungen der Väter im Alltag spielen ja offensichtlich beim Muttertagsgeschäft überhaupt keine Rolle." Und Wettbewerber wie Lidl nutzen die Steilvorlage auf Facebook: "Danke LIDL dass du nicht EDEKA bist!".
Die Hamburger Edeka-Zentrale erklärt dazu auf Facebook: "Mit unserem Onlinefilm ,Wir sagen Danke' wollten wir Väter keinesfalls schlecht darstellen, sondern etwas überspitzt und auf humorvolle Art und Weise allen Müttern anlässlich des Muttertags Danke sagen." Das ging wohl gründlich daneben. Immerhin hat Edeka eine Diskussion über die Rolle von Müttern und Vätern angestoßen, die nicht oft und offen genug geführt werden kann. Und auf Facebook wird der Spot auch etwas wohlwollender aufgenommen, wie das Fachmagazin Pressesprecher
analysiert.
Jung von Matt und Edeka sind bekannt für polarisierendes und emotionales Storytelling. Der Weihnachtsspot #Heimkommen
mit dem Familienoberhaupt, das den eigenen Tod vortäuscht, wurde ein weltweiter Viralhit. Doch offenbar wurde der Bogen nun überspannt.
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