04.03.2024 - Beauty, Gastro und Handel sind alarmiert, Berater reagieren entspannter: Inflation, sinkende Margen und Kaufkraftverlust werden von den Branchen sehr unterschiedlich bewertet.
von Joachim Graf
Kleinst- und Kleinunternehmer fürchten auch 2024 die Inflation und ihre Nebenwirkungen, so eine Umfrage von Finanzchef24
, Absicherungsdienstleister für Freiberufler und KMUs. Laut der Erhebung unter mehr als 750 Kleinst- und Kleinunternehmern erwarten 75 Prozent aller Befragten, dass die Geldentwertung und ihre Folgen ihr Geschäft im laufenden Jahr stark beeinflussen. Zwar hat die Inflation zuletzt nachgelassen (Erhebungszeitraum war September 2023), doch das Wirtschaftswachstum wurde zuletzt für 2024 mit nur 0,6 Prozent prognostiziert. Dennoch hofft der Mittelstand auf eine Wirtschaftserholung in 2024: 34 Prozent der Befragten erwarten Effekte durch eine anziehende Konjunktur.
52 Prozent der Befragten und damit jeder zweite Selbstständige glaubt, dass sich eine Konjunkturabschwächung beziehungsweise Rezession auf die eigene Unternehmung auswirkt. Damit hat sich der Konjunkturausblick der Freiberufler in den letzten drei Jahren deutlich eingetrübt. Im Coronajahr 2021 erwarteten bei der von Finanzchef24 durchgeführten Erhebung gerade einmal 19 Prozent eine Konjunkturabschwächung, 2022 waren es bereits 47 Prozent. Auf die Frage, wovor Unternehmen in diesem Jahr Angst haben, antworten mittlerweile 41 Prozent "vor einem Absturz der Wirtschaft (Rezession/Deindustrialisierung)". Offensichtlich zeigt das Trommeln der Lobbyverbände und populistischer Parteien Erfolg.
So sehr sich die Branchen unterscheiden, so sehr eint die meisten Kleinstunternehmen und Selbstständigen, was sie als geschäftsbeeinflussend einstufen. Die unterschiedlichen Branchenvertreter sind sich einig, dass neben der Inflation vor allem steigende Lebenshaltungskosten und Betriebsnebenkosten ihre Geschäftsentwicklung dominieren.
Bau- und Handwerk: 69 Prozent der Befragten aus der Bau- und Handwerksbranche sehen steigende Betriebskosten auf Platz eins, höhere Energiepreise sehen sie auf Platz zwei mit 57 Prozent und politische Unberechenbarkeit auf Platz drei mit 54 Prozent.
Beauty und Lifestyle: Hier befürchten viele Kleinstunternehmer: Wenn Kunden beim Wocheneinkauf mehr zahlen müssen, werden sie beim Friseur, bei der Kosmetik oder Wellness-Anwendungen sparen. Viele Dienstleister haben bereits die Preise erhöht, um gestiegene Kosten zumindest teilweise weiterzugeben. In der Folge überlegen sich Kunden einmal mehr, ob sie das Intervall für ihren Salonbesuch verlängern. So erklären 90 Prozent in der Beauty- und Lifestylebranche, dass sich Inflation und steigende Lebenshaltungskosten im Geschäft bemerkbar machen - gefolgt von den steigenden Betriebsnebenkosten mit 75 Prozent und höheren Energiepreisen mit 59 Prozent.
Gastronomie: Für Befragte der Gastronomiebranche werden höhere Energiepreise und steigende Betriebsnebenkosten ebenfalls das Geschäft maßgeblich beeinflussen. Auch die Dienstleistungsbranche sieht die Inflation mit 74 Prozent auf Platz eins der dominierenden Faktoren, gefolgt von steigenden Betriebskosten mit 57 Prozent und höheren Energiepreisen mit 54 Prozent.
Handel: Bei Unternehmen aus der Handelsbranche ist Inflation mit 86 Prozent ebenfalls bestimmend sowie steigende Betriebskosten mit 72 Prozent und höhere Energiepreise mit jeweils 71 Prozent. Aber auch eine mögliche Rezession spielt für 66 Prozent eine Rolle, politische Unberechenbarkeit in der Handelsbranche ebenso.
Consulting: Mit 54 Prozent sehen die Beratungsunternehmen das Thema Inflation etwas entspannter. 52 Prozent von ihnen erklären, die Rezession wird sich auf die Geschäftsentwicklung auswirken.
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