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Mit E-Commerce zum Erfolg?

21.01.2003 - Online-Shops verzeichnen steigende Umsätze - doch der Marktanteil bleibt gering

Schnäppchenjagd und Preis-Dumping allerorten: Dem deutschen Einzelhandel ging es schon lange nicht mehr so schlecht wie heute. Doch wer meint, die Konsumenten hätten sich den Konsum abgewöhnt, irrt. Die Deutschen kaufen noch immer - nur eben anders. Preisbewusster, zielgerichteter und gerne online. So verzeichnet das lange unterschätzte Internetgeschäft zahlreicher Händler jetzt steigende Umsätze. Steht der Einzelhandel vor einer Revolution der Vertriebskanäle?

Die Gesellschaft für Konsumforschung GfK in Nürnberg prognostiziert, dass deutsche Privathaushalte im Jahr 2002 für rund 4,7 Milliarden Euro im Internet eingekauft haben. Das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels HDE in Berlin sieht´s noch optimistischer und rechnet damit, dass im vergangenen Jahr rund acht Milliarden Euro via Online-Shopping erwirtschaftet wurden. Das entspräche einer Steigerung um etwa 60 Prozent. Auch zahlreiche Unternehmensmeldungen der letzten Wochen sprechen für das Umsatzpotenzial des E-Commerce. Und das ist nicht zu unterschätzen. Die Essener KarstadtQuelle AG hat im Jahr 2002 mit ihren insgesamt 60 Internetportalen 1,24 Milliarden Euro - 53 Prozent mehr als im Vorjahr - umsetzen können. Damit macht das Online-Geschäft inzwischen 7,8 Prozent des Konzernumsatzes aus.

Auch im insgesamt schwachen Tourismusgeschäft gewinnt das Internet als Verkaufskanal weiter an Bedeutung. So will etwa der TUI-Konzern seine Direktvertriebsaktivitäten verstärken und hat dafür unlängst den Direktreiseanbieter Berge & Meer übernommen. Das Reiseportal Travel 24 verzeichnet nach eigenen Angaben im Jahr 2002 32 Prozent mehr Online-Buchungen als im Vorjahr. Das dürfte aber eher eine Ausnahme sein, denn: "Die Reisebuchungen im Internet sind im letzten Jahr insgesamt stark zurückgegangen. Und gerade Reisen machen umsatzmäßig im E-Commerce den größten Anteil aus", sagt Herbert Lechner, Division Manager bei GfK Panel Services. Im Trend sei dagegen - analog zum stationären Handel - alles, was billig ist. Lechner: "Der Handel mit gebrauchten Dingen ist sehr gefragt. Deshalb haben sich eBay und Ricardo rasant entwickelt, und auch Amazon bietet inzwischen gebrauchte Bücher an."

Derzeit liegt der Anteil des E-Commerce am Gesamteinzelhandelsumsatz bei etwa einem Prozent, schätzt Lechner. Das ist - allen erfreulichen Meldungen der Internetshops zum Trotz - nicht gerade viel. Lechner rechnet zwar damit, dass sich dieser Anteil künftig erhöhen wird, allerdings nur moderat. Denn für einige Produktgruppen, wie etwa Lebensmittel und sämtliche so genannte Fast Moving Consumer Goods, habe sich das Internet als Vertriebskanal nicht durchsetzen können. "Auch ein neues Auto wird sich wohl kaum einer übers Internet bestellen und auf die Probefahrt verzichten. Und hierbei handelt es sich schließlich um milliardenschwere Umsätze." Nach wie vor gilt also: Was günstig ist oder wenig erklärungsbedürftig, wird gerne im Internet gekauft.

Deshalb müssen die Reiseveranstalter eigentlich auch nicht befürchten, dass ihr Filialgeschäft über kurz oder lang durch das Online-Geschäft ersetzt wird. Das meint zumindest Pierre de la Motte, Sprecher der Düsseldorfer LTU Fluggesellschaft. "Ich bin überzeugt, dass viele Kunden das persönliche Gespräch mit Experten nach wie vor schätzen und deshalb weiterhin im Reisebüro buchen. Das gilt besonders für Pauschal- und Individualreisen." Insbesondere die ältere Generation der über 50-Jährigen, die sich ohnehin noch nicht allzu sehr für das Internet erwärmen können, bevorzuge das gute alte Filialgeschäft. "Unsere E-Commerce-Umsätze bei der Flugbuchung sind aber definitiv gestiegen", sagt de la Motte.

"Bei Flügen bietet sich die Online-Buchung an, weil man nur von A nach B will und keine weitere Beratung braucht. Gerade bei jüngeren Leuten stellen wir einen deutlichen Trend zur Online-Nutzung fest." Für das stationäre Filialgeschäft bedeutet das unterdessen, dass Beratung und Services noch stärker in den Vordergrund gerückt werden müssen. Virtuelle und stationäre Geschäfte müssen jedoch nicht konkurrieren, sondern können auch gemeinsam Gewinn bringend genutzt werden. So sieht es jedenfalls das Möbelunternehmen Ikea vor. "Wir nutzen unsere Website, um die Kunden zu den Einrichtungshäusern zu bringen. Ziel ist es, die lokalen Geschäfte zu unterstützen", erklärt Andrea Koss-Bruns, Internetverantwortliche bei Ikea in Hofheim. Dennoch bietet das Unternehmen seit 1999 auch einen Online-Shop, der kontinuierlich erweitert wird und "sich sehr gut entwickelt hat", so Koss-Bruns. Eine zusätzliche, wenn auch nur sekundäre Erlösquelle also. Zudem hätten Untersuchungen ergeben, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Besuch des Ikea-Portals und dem Besuch der Filialen besteht.

Fest steht: Die erfreulichen Zahlen der E-Commerce-Umsätze, die derzeit in der Branche kursieren, sind mit Vorsicht zu genießen. Es handelt sich nach wie vor um ein hohes Wachstum auf niedrigem Niveau. Fest steht aber auch: Das Internet hat als Vertriebskanal, zumindest für bestimmte Produktbereiche, auf jeden Fall weiteres Wachstumspotenzial. Und der stationäre Handel ist nun umso mehr gefragt, sich auf seine traditionellen Kompetenzen zu besinnen, und das bedeutet: persönliche Kundenbetreuung statt pures Preis-Dumping. sam

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