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Marketing-Konferenz

Nach OMX-Shitstorm: Veranstalter lädt True-Fruits-Gründer aus

Impression von der OMX Salzburg 2018 (Bild: OMX)
Impression von der OMX Salzburg 2018

06.11.2019 - Veranstalter Oliver Hauser hat den Gründer des umstrittenen Smoothie-Herstellers True Fruits, Nic Lecloux , als Sprecher der Online-Marketing-Konferenz OMX ausgeladen. Grund: Er sei mit "Anfeindungen, Aufrufen zum Boykott bis hin zu Demonstrationen und Aktionismus konfrontiert".

von Joachim Graf

Hauser begründet die Entscheidung   mit der Sorge um "den reibungslosen Ablauf der Konferenz und allem voran die (gefährdete) Sicherheit von Gäste und Vortragenden".

Auf der angesehenen Marketing-Konferenz OMX   , präsentieren Marketer traditionell ihre Kampagnen und Strategien. Nach der Nominierung von Nicolas Lecloux, einer der Gründer des umstrittenen Smoothie-Herstellers True Fruits   schlug den OMX-Veranstaltern ungewohnte heftige Kritik entgegen. Denn nominiert war ein Redner, der polarisiert: True Fruits hatte in den vergangenen Monaten Schlagzeilen wegen seiner provokanten Werbekampagne gemacht, unter anderem ging es um den Werbeslogan "Summer, wann feierst du endlich dein Cumback?", in dessen Zusammenhang das Foto eines nackten Frauenrückens zu sehen war, auf den ein Penis aus Sonnencreme ejakulierte. Auch mit "Oralverkehr", "Samenstau" und "Samengenuss" bewarb der Hersteller seine Fruchtsäfte. Ein Drink in schwarzer Flasche wurde auf Plakaten mit "Schafft es selten über die Grenze" beworben. Kritiker werfen den Berlinern Sexismus und Diskriminierung vor, auch der Werberat rügte die Werbung für den 'Sun Creamie'.

Dass Lecloux eingeladen wurde, um über die Marketingsstrategie als Best-Practice-Beispiel zu reden, ist für manche nicht akzeptabel, wie die Diskussion dazu auf Facebook   zeigt. In einem offenen Brief werfen Kritiker den Veranstaltern vor, True Fruits "im Rahmen der OMX eine Bühne zu bieten, um über das "erfolgreiche" Marketing des Unternehmens zu sprechen". Hauser widerspricht nun: "Wir nehmen jedes Feedback rund um die Veranstaltung sehr ernst und wollen unseren Besuchern ein inspirierendes sowie familiäres Konferenzumfeld bieten. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung lehnen wir strikt ab, genauso wie Intoleranz und Radikalisierungen in jeglicher Form. Die Bühnen der OMX sind dazu da, den Branchendialog zu fördern und nicht um Personengruppen gegeneinander aufzubringen." Allerdings habe man erleben müssen, "dass ein sachlicher und kritischer Austausch zu diesem polarisierenden Marketingthema einen für uns nicht akzeptablen Preis hat". Die aktuelle Entwicklung könne er gegenüber den Vortragenden, den Konferenz-TeilnehmerInnen, dem Veranstaltungsteam, seiner Familie, "aber auch mir selbst gegenüber nicht verantworten. Mein Team und ich haben uns daher dazu entschlossen, den Vortrag von Nic Lecloux aus dem Programm zu nehmen."

Die Kritiker der Einladung beklagten, Hauser hätte argumentiert "über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten" und er hätte "unterschiedliche "Marketing-Methoden" vorstellen " wollen. Der Vorwurf der Kritiker: "Sie legitimieren und relativieren damit Rassismus, Sexismus, Gewaltverharmlosung, Geflüchtetenfeindlichkeit und Behindertenfeindlichkeit. Nicht nur das: Sie geben diesen Ideologien eine Bühne", hatte es in dem offenen Brief geheißen.

Nachdem die Diskussion hochgekocht war, hatten die OMX-Veranstalter den ursprünglichen Ankündigungstext für den Vortrag ausgetauscht: "Wir haben erkannt, dass der Auftritt von Nic Lecloux von True Fruits auf Unverständnis, Entsetzen und Gegenwehr stößt. Sein Vortrag war als selbstreflektierende Session von True Fruits geplant. Wir bedauern, dass aus der Inhaltsbeschreibung nicht klar hervorgeht, dass es sich hier nicht wie von einigen behauptet, um die Präsentation eines "Best Practice Beispiel" handelt, sondern um eine ehrliche Auseinandersetzung mit der bisherigen Marketingstrategie."

Davon konnte jedoch im ursprünglichen Ankündigungstext auf der Konferenz-Seite nur mit sehr gutem Willen etwas ahnen. Der Originaltext, den die Redaktion aus dem Google-Cache gefischt hat, lautete nämlich: "Warum True Fruits keine Ahnung von SEO & SEA hat und dennoch hier ist, Nic Lecloux: Lauter, bunter, greller. Alles buhlt um die Gunst des Konsumenten. Überall wird mit leuchtenden Bildern gelockt und mit vollmundigen Versprechen geprahlt. Das nervt! Wie True Fruits Marketing interpretiert & warum der Bonner Saftladen bewusst gegen manche Marketing-Konventionen verstößt & dennoch (oder deshalb?) erfolgreich ist, erklärt Nic (CMO und Co-Founder) von True Fruits.Folgende Fragen werden beantwortet: Wie schaffe ich relevanten Content auf Social Media? Kann ich meiner Community im Netz die Meinung geigen? Wenn ja, wie weit kann / darf ich / muss ich gehen? Welche Maßnahmen helfen wirklich dabei, eine Marke über Social Media aufzubauen?"

Eine "ehrliche Auseinandersetzung mit der bisherigen Marketingstrategie" hätte man wahrscheinlich anders kommunizieren müssen. Laden Sie Nicolas Lecloux aus", war die Forderung der Schreiber des offenen Briefes gewesen. Dieser Forderung hat sich Oliver Hauser gebeugt. Die Auseinandersetzung zeigt, dass auch das vermeintlich unpolitische technische Onlinemarketing, für das die OMX steht, tatsächlich in einem politischen Kontext steht - und sich gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, Demonstrationen und "Aktionismus" stellen muss - professionelle Krisen-PR inklusive.

Vermutlich wird die Samenstau-Affäre auch auf den OMX-Konferenzfluren Thema bleiben. Die OMX findet am 21. November 2019 in Salzburg statt unter dem Motto "Mehr Online-Power für Dein Business: Wir bringen fundierte Grundlagen und Profiwissen".

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Diskussion:
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Von: Wolfram Herzog, SIC! Software GmbH, 06.11.2019

Zu: Nach OMX-Shitstorm: Veranstalter lädt True-Fruits-Gründer aus

Erbärmlich wie die OMX Leute vor ein paar Krawalnudeln einknicken - aber so ist das in heutigen Zeit wohl.
Statt im Vorfeld den Nicolas wegzuhaten, hätte man eine qualifizierte Diskussion auf der Veranstaltung organiseren können, um dort eine echte, ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema zu führen.
So aber haben intolerante Meinungsstalinisten aus dem "Zentralkomitee für Political Correctness" die Deutungshoheit über die OMX und Ihre Themen mit Macht übernommen.
Unfassbar!

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