Finance Digitisation Report 2024

Deutsche Finanzabteilungen haben dringenden Digitalisierungsbedarf

02.04.2024 - Die digitale Transformation in Finanzabteilungen hat sich weltweit von einem optionalen zu einem unverzichtbaren Bestandteil entwickelt. Eine aktuelle Studie legt nun dar, wie Finanzabteilungen global auf diese Entwicklung reagieren, indem sie ihre Technologie-Stacks modernisieren und dabei die Rolle und Fähigkeiten von Finanzteams grundlegend neu gestalten. In deutschen KMUs hat jedoch mehr als die Hälfte der Finanzabteilungen den Sprung zur Automatisierung bisher noch nicht gewagt.

von Susan Rönisch

Laut der Studie Finance Digitisation Report 2024   stehen die Fortschritte und das Potenzial, das Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung mit sich bringen, aktuell besonders im Blickpunkt. 39 Prozent aller befragten Unternehmen stufen ihren Digitalisierungsgrad als "fortgeschritten" ein. Trotz der weit verbreiteten Akzeptanz der Chancen, die die Digitalisierung bietet, haben weniger als die Hälfte der Finanzteams Standardprozesse automatisiert und ein Drittel setzt immer noch auf Tabellenkalkulationen für Budgetierung, Tracking und Prognosen.

Der Erfolg von generativer Künstlicher Intelligenz lässt hier jedoch auf einen baldigen Fortschritt hoffen: So haben bereits 57 Prozent aller befragten Unternehmen KI-Prozesse entweder etabliert oder planen, sie bald in ihrem Unternehmen einzuführen. Was die täglichen Aufgaben angeht, so wird KI bereits in 57 Prozent der Fälle für Forecasting genutzt (oder soll in Zukunft dafür genutzt werden), 51 Prozent optimieren Routine-Aufgaben mithilfe von KI (oder planen, dies mittels KI zu tun).

Hürden der Digitalisierung: Integration, Zeit und Widerstand

Der Weg hin zur vollständigen digitalen Transformation ist jedoch von Hindernissen gespickt. Rund 28 Prozent aller Unternehmen vermelden Schwierigkeiten bei der Integration und Kompatibilität ihrer Systeme. 31 Prozent aller Befragten sehen den Zeitaufwand für die Einführung neuer Technologien als erheblich an.

Ein weiteres bedeutsames Hindernis ist der interne Widerstand gegen Veränderungen, dem sich ein Viertel aller befragten Unternehmen gegenübersieht, und 57 Prozent aller Finanzprofis sind besorgt über den Einfluss der Digitalisierung auf ihre Rolle und Jobsicherheit. In einer Zeit, in der 58 Prozent aller Unternehmen sich in der Implementierungs- oder Aktualisierungsphase ihres Technologie-Stacks befinden, wird die Notwendigkeit von adaptiven Lernprozessen und der Entwicklung effektiver Strategien für eine digital erfolgreiche Zukunft hervorgehoben.

Auch mit Blick auf den Bereich Künstliche Intelligenz wird deutlich, dass eine flächendeckende Einführung noch vor Hindernissen steht: So glauben 44 Prozent aller befragten Unternehmen, dass KI ihnen nicht bei der Verbesserung ihrer Prozesse helfen wird. 38 Prozent haben Sorge hinsichtlich des Datenschutzes und 29 Prozent geben an, dass sie KI-Technologie einfach nicht gut genug verstehen, um sie bei sich einzusetzen.

Innovationstreiber Finanztechnologie: Deutschland vs. Europa

Im Ländervergleich der befragten Unternehmen zeigen insbesondere die Adoptionsraten von KI und Automatisierung deutliche Unterschiede zwischen Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden.

Deutschland nimmt mit 49 Prozent der Finanzabteilungen, die berichten, weitestgehend digitalisiert zu sein, eine führende Rolle ein. Hier ist insbesondere die Nutzung von Buchhaltungssoftware (75 Prozent), Lohn- und Gehaltsabrechnungssoftware (69 Prozent) und Ausgabenmanagement-Software (58 Prozent) hervorzuheben. Im Vergleich dazu liegt das Vereinigte Königreich mit 27 Prozent und die Niederlande mit 40 Prozent bei der fortgeschrittenen Nutzung von KI und Automatisierung. Im Vereinigten Königreich haben 16 Prozent der Finanzabteilungen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen integriert, während 52 Prozent sich in der Implementierungsphase befinden. Diese hohe Adoptionsrate könnte als Modell für eine beschleunigte digitale Transformation in Deutschland dienen, wo 16 Prozent bereits integriert sind und 38 Prozent sich in der Implementierungsphase befinden. Auch die Niederlande mit 9 Prozent Integration und 38 Prozent in der Implementierungsphase zeigen eine ausgeglichene Digitalisierungsstrategie.

Trotz der Herausforderungen und der Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit, die die Digitalisierung mit sich bringt, ist die Mehrheit der deutschen Unternehmen bereits auf einem guten Weg, ihre Finanzabteilungen in das digitale Zeitalter zu führen.

Die Lage im Mittelstand: Je größer das Unternehmen, desto fortschrittlicher

Mit Blick auf den Mittelstand (15-249 MitarbeiterInnen) in Deutschland wird deutlich, dass vor allem größere Unternehmen (50-249 MitarbeiterInnen) in Deutschland die Nase in vielen Dingen vorn haben, im Vergleich zu kleineren Organisationen (15-49 MitarbeiterInnen).

So geben 41 Prozent (50-249) an, dass ihr Digitalisierungsgrad fortgeschritten ist, wohingegen es bei den kleineren Unternehmen lediglich 35 Prozent sind. Zudem sind 68 Prozent der größeren Mittelständler (50-249) derzeit im Prozess, ihren Tech-Stack zu upgraden, während es bei kleineren Mittelständlern (15-49) weniger als die Hälfte (48 Prozent) sind. Die größte Herausforderung für größere Mittelständler ist dabei der Zeitaufwand für die Einführung neuer Instrumente (30 Prozent), kleinere Mittelständler sind hier deutlich agiler: Lediglich 20 Prozent der befragten Mittelständler mit 15-49 MitarbeiterInnen stehen vor derselben Herausforderung. Die größte Herausforderung für kleine Mittelständler in Deutschland (15-49) beim Upgrade ihres Tech-Stacks ist mit 33 Prozent der Mangel an einschlägigem technischen Wissen und/oder Ausbildung in der Finanzabteilung.

Auch im Bereich KI haben größere Mittelständler einen kleinen Vorsprung: 45 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit 50-249 MitarbeiterInnen haben KI entweder bereit implementiert, oder sind gerade dabei, dies zu tun, lediglich 39 Prozent der Mittelständler in Deutschland mit 15-49 MitarbeiterInnen sind auf gleichem Niveau. Doch warum zögern Unternehmen noch? Gerade die kleineren Mittelständler (15-49) haben entweder Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit (40 Prozent), oder haben kein Budget (40 Prozent), um eine Implementierung vorzunehmen. Größere Mittelständler (50-249) glauben entweder nicht, dass ihnen KI wirklich weiterhilft, sie haben Datenschutzbedenken oder aber ihnen fehlen die Skills und das Wissen rund um KI (alle 38 Prozent).

Ausblick

Die Studie von Moss markiert einen Wendepunkt im Verständnis der digitalen Transformation in Finanzabteilungen, insbesondere in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Die Erkenntnisse aus der Moss-Studie unterstreichen die Bedeutung der digitalen Transformation für die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und liefern wertvolle Einblicke in die Best Practices, die zur Überwindung der bestehenden Herausforderungen beitragen können. Mit Deutschland als Vorreiter der Digitalisierungsbemühungen zeigt sich, dass die Bereitschaft, neue Technologien wie KI und Automatisierung zu adaptieren, nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Tür zu neuen Möglichkeiten der Datenanalyse und Entscheidungsfindung öffnet. Unternehmen, die in ihre digitale Infrastruktur investieren und die Herausforderungen der Integration, Schulung und Sicherheit meistern, werden nicht nur ihre operative Effizienz verbessern, sondern auch eine führende Rolle in der sich wandelnden Geschäftswelt einnehmen.

Die Dringlichkeit der Modernisierung in deutschen Finanzabteilungen, gepaart mit dem Engagement für Innovation, setzt neue Maßstäbe für die Branche und bietet eine Blaupause für Unternehmen weltweit, die den digitalen Wandel vorantreiben möchten.

Für die Studie wurden 750 Finanzexperten und Finanzexpertinnen in verschiedenen Märkten befragt.

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