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Existenzgründung: Wagnis oder Chance?

21.01.2003 - sam Wer kennt ihn nicht, den Traum von der eigenen Existenz? Den Wunsch, sein eigener Chef zu sein und den Markt mit neuen Geschäftsideen zu bereichern. Gerade wenn man seines Arbeitsplatzes ohnehin nicht mehr sicher sein kann, ist der Sprung in die Selbstständigkeit für manchen eine verlockende Perspektive. Aber ist Existenzgründung in wirtschaftlich schwachen Zeiten ratsam? Oder birgt sie vielleicht sogar eine große Chance? ONEtoONE hat Experten befragt, worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt.



Die Selbstständigkeit war für mich ein erstrebenswertes berufliches Ziel. Ich stellte mir die Frage, welche Komponenten ich für eine Unternehmensgründung benötige. Was sind die Grundlagen einer Geschäftsgründung? Bin ich bereit, meine "Komfortzone" zu verlassen? Was spricht dafür, was dagegen? Der Weg zum Unternehmer ist allerdings kein Spaziergang. Fast die Hälfte der neu gegründeten Betriebe gibt in den ersten fünf Jahren wieder auf. Die Gründe dafür sind vielfältig: Qualifikationsdefizite und Planungsmängel, fehlende Informationen oder eine unzureichende Finanzierung. Deshalb habe ich mich frühzeitig informiert und beraten lassen. Als besonders gute Hilfe erwiesen sich die "HEI - Hamburger Existenzgründer Initiative" und die "RBW - Rheinisch Bergische Wirtschaftsförderung" mit ihren meist kostenfreien Beratungen. Auch Steuerberater können betriebswirtschaftliche und steuerrechtliche Fragen beantworten. Beachten sollte man Liquiditätsengpässe, die auch durch eine schlechte Zahlungsmoral der Kunden entstehen können. Deshalb ist es wichtig, den Kunden vorher zu durchleuchten. Unvorhersehbare Gefahren lauern überall! Nach nun knapp neun Monaten kommt langsam ein geregelter Arbeitstag zustande. Aber jeder Tag bleibt eine neue Herausforderung. Ich wünsche allen viel Erfolg für die Zukunft und verbleibe mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: "Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen - denn Zukunft kann man bauen." Heiko Breuer ist Geschäftsführer des im Februar 2002 gestarteten Breuer & Wardin Verlagskontors in Bergisch Gladbach
www.verlagskontor.com



Die Risiken liegen in der schwierigen Auftragslage, das heißt gekürzte Etats auf der einen, verschärfter Wettbewerb auf der anderen Seite. Außerdem wird die Finanzierung durch Banken immer schwieriger. Existenzgründer sind oft kleine Unternehmen. Hier stecken die Chancen. Man kann klarer und deutlicher die eigenen Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten. Berufliche Selbstständigkeit hat auch etwas mit Selbstverwirklichung zu tun. Das ist gerade für Kreative der beste Wettbewerbsvorteil. Dazu kommt die Tendenz, dass gerade jetzt immer mehr Unternehmen nach Wegen aus der Krise suchen. Da wird auch der Ruf nach gezieltem Marketing wieder laut. Bei Existenzgründern erlebt man aber immer wieder, dass die Finanzplanung aus dem Ruder läuft und mehr ausgegeben als eingenommen wird. Man sollte sich nach seinen finanziellen Möglichkeiten richten und gegebenenfalls eine Nummer kleiner einsteigen. Das Forderungsmanagement muss straff geführt werden. Es ist schon mancher in die Insolvenz geraten, der zwar Forderungen gegen Kunden hatte, sie aber nicht realisieren konnte. Außerdem sollte man nicht unter Preis einsteigen. Es besteht die Gefahr, dass man dann zwar sehr viel Arbeit bekommt, aber wenig Geld. Jeder Existenzgründer sollte sich neben einem Business-Plan mit Unternehmensvision auch auf einen Wertekodex besinnen. Mit welchen Werten soll mein Unternehmen assoziiert werden? Hier wird festgelegt, was Vertrauen, Interesse, Verantwortung, Respekt im Umgang mit Geschäftspartnern bedeuten. Denn ohne gelebte Werte ist Wertschöpfung kaum möglich. Thomas Emmerling ist Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) in Berlin
www.wjd.de



Grundlage jeder Unternehmensgründung ist die individuelle Entscheidung, nachdem die Chancen und Risiken der Selbstständigkeit mit den Möglichkeiten der abhängigen Beschäftigung oder der Situation der Arbeitslosigkeit verglichen wurden. Dabei ist es eine zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit, am Markt eine Möglichkeit entdeckt und erschlossen zu haben, die wirtschaftlich genutzt werden kann. Wenn Sie ein Unternehmen gründen wollen, können Sie mit Existenzgründungsförderung der Bundesregierung rechnen. Diese besteht aus Hilfen beim Erwerb der notwendigen kaufmännischen Kenntnisse durch Schulung, Beratung und Information. Zur Finanzierung stehen Förderdarlehen der Mittelstandsbank - Deutsche Ausgleichsbank zur Verfügung. Zusätzliche finanzielle Hilfen für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit gewähren die Arbeitsämter. Jeder Gründer sollte sich beraten lassen und sein Vorhaben möglichst gut vorbereiten und planen. Das ist für die Verhandlungen mit Finanziers und Kunden ebenso wichtig wie für den Erfolg am Markt. Dr. Karl-Heinz Groß ist Leiter des Referats für Mittelstands- und Existenzgründungsförderung, Handwerks- und Gewerbeförderung im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Bonn
www.bmwi.de



Das Marketing steckt wie die gesamte Wirtschaft in der Krise. In diesen Zeiten sich in einer kriselnden Branche selbstständig zu machen, erfordert Mut, bietet aber auch eine Vielzahl von Chancen. Gerade kleinere Agenturen mit einer überschaubaren Organisation können sich flexibel und schnell an die sich verändernden Marktbedingungen anpassen und haben somit einen klaren Vorteil gegenüber den großen Playern der Branche mit ihrem riesigen Kostenapparat. Um diese Chancen jedoch zu nutzen, bedarf es nicht nur einer guten Idee und eines ausgeprägten Sinns für das Kreative, sondern auch einer fundierten Planung und betriebswirtschaftlicher Kenntnisse. Hierzu sollte man in jedem Fall auf die Hilfestellungen von Verbänden, Institutionen und Beratern zurückgreifen. Ergänzt durch die Beratung von erfahrenen Spezialisten schafft man die Basis für einen erfolgreichen Start in die Selbst- ständigkeit. Darüber hinaus sollte der Marketer selbst ehrlich beurteilen, ob er die persönlichen Voraussetzungen für die Selbstständigkeit mitbringt: Durchsetzungsvermögen, soziale Kompetenz, das zielorientierte Arbeiten und nicht zuletzt das Verkaufstalent. Wenn man dann auch noch eine Erfolg versprechende Idee hat, die im stark umkämpften Markt für Marketingdienstleistung entweder eine Nische besetzt oder zumindest über ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal verfügt, dann ist die Selbstständigkeit sicher mehr als nur eine kurz- fristige Option. Christian Kersten ist Gesellschafter der Anxo Management Consulting in Düsseldorf. Das Unternehmen ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU
www.anxo-consulting.de,
www.bdu.de



Sich selbstständig zu machen, ist eine Frage des Willens. Man kann als Marketer heute genauso seine Ideen umsetzen wie zu einem späteren Zeitpunkt. Entscheidend ist, dass man will. Und es ist ein schönes Gefühl, den eigenen Erfolg zu organisieren. Der Schritt in die Selbstständigkeit ist immer mit einer großen Portion Risiko behaftet. Das schärft die Sinne, und man bekommt ein ganz neues Verhältnis zu fast banalen Dingen wie Material, Betriebskosten etc. Was aus heutiger Sicht besonders schwer wiegt, ist die finanzielle Situation auf beiden Seiten. Als Existenzgründer hat man meist wenig Eigenkapital und die akquirierten Kunden stöhnen ebenfalls. Dies erhöht das Risikopotenzial beträchtlich. Ich persönlich habe mich an vier Grundsätze gehalten: 1. Schätze deine Leistungsfähigkeit realistisch ein!
2. Versuche auch, kaufmännisch zu denken!
3. Suche dir Partner, auf die du bauen kannst!
4. Sei dir gegenüber ehrlich! Christian Müller ist Mitbegründer und Geschäftsführer der frisch gegründeten Dialogmarketing-Agentur neuversion in Erfurt
www.neuversion.de



Ich glaube kaum, dass es ratsam ist, sich heutzutage selbstständig zu machen, denn die etablierten Dienst- leister und Agenturen haben schon Schwierigkeiten genug. Ganz ohne ersten Auftraggeber oder Anschluss an ein Netzwerk sollte man es nicht versuchen. Wer aus seiner speziellen beruflichen Vergangenheit eine Nische besser kennt als andere, hat vielleicht eine Chance. Und noch eine Chance: Das Glück trifft bekanntlich den Tüchtigen. Ein wirkliches Risiko geht man allerdings nur ein, wenn man sich dafür verschuldet. Einige Fehler müssen unbedingt vermieden werden. Fehler Nummer 1: keine klare, unverwechselbare Positionierung, sondern ein beliebiges Bauchladenangebot. Fehler Nummer 2: keine fleißige systematische Akquisition. Fehler Nummer 3: sich in den Frust fallen lassen, wenn es schwierig wird. Mein Tipp für Existenzgründer: Haben Sie eine "Story", eine Neuheit! Und wenn es wirklich eine Neuheit ist, können Sie auch PR damit machen. Dr. Jan Thieme ist Personalberater und Gründer der TGMC Dr. Thieme Gleue Management Consulting in Hamburg
www.tgmc.de



Natürlich sollte sich ein Marketer in diesen Zeiten selbstständig machen! Vorausgesetzt, er hat eine Frau, die einen sicheren Job hat, oder zumindest einen Kunden, der das Income der ersten beiden Jahre garantiert. Aber Spaß beiseite. Unter bestimmten Umständen würde ich das tatsächlich empfehlen.Wer sich in diesen Zeiten nicht an einem sicheren Pöstchen festklammert, erfüllt auf jeden Fall eine der wichtigsten Voraussetzungen des Unternehmertums: Er/sie hat Mut! Hilfreich wäre dann noch Ausdauer. Denn die erste Zeit könnte man den Begriff Non-Profit-Organisation schnell ganz anders interpretieren als bisher. Entscheidend sind aber natürlich die Ideen - und die Verbindungen. Und dabei meine ich nicht nur die zu potenziellen Kunden, sondern ein funktionierendes Netzwerk aus freien Mitarbeitern und Partner-Agenturen. Die Kunden rechnen heute mit jedem Cent, und der Entrepreneur kann dieses Kostenbewusstsein in seinen Wettbewerbsvorteil ummünzen: durch flexible Strukturen und schnelle Reaktionsmöglichkeiten. Volker Wingerath ist Geschäftsführer der im März 2002 gegründeten Agentur High Potentials in Hamburg
www.highpotentials.com



Eine erfolgreiche Selbstständigkeit erfordert viele Überlegungen im Vorfeld. Zunächst hilft ein Business- Plan, der neben der Darstellung des Konzepts, einer Analyse der Marktchancen und der Konkurrenzsituation sowie der persönlichen und fachlichen Voraussetzungen auch Angaben zur Finanzplanung und zur Umsatz- und Rentabilitätsvorschau für die nächsten drei Jahre enthalten sollte. Die Erarbeitung eines BusinessPlans zwingt den Gründer frühzeitig zu einer Auseinandersetzung mit den künftig anstehenden Fragen. Zudem ist die Gewährung von Investitionskapital, Bankdarlehen und staatlichen Fördermitteln von einem tragfähigen Business-Plan abhängig. Auch das Arbeitsamt fördert die Selbstständigkeit nur dann, wenn ein geprüfter Business-Plan vorgelegt wird. Die Erstellung sollte professionell begleitet werden, um frühzeitig Schwachstellen zu erkennen. Untersuchungen zeigen, dass in einer Vielzahl von Business-Plänen von einer unrealistischen Kostenplanung ausgegangen wird. Während die Kosten für den Dienstwagen ziemlich genau angegeben werden, wird die steuerliche Belastung häufig unzureichend beurteilt, oder Sozialabgaben werden im Rahmen der Personalkosten schlicht vergessen. Neben Rechtsanwälten und Steuerberatern helfen auch die Industrie- und Handelskammern und die Deutsche Ausgleichsbank beim Schritt in die Selbstständigkeit. Wertvolle Tipps, insbesondere zum Thema Fördermittel, bietet auch die Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. In der anwaltlichen Praxis zeigen sich allzu häufig die Folgen unzureichender Vorbereitung. Der Kunde oder Geschäftspartner ist ein langjähriger Freund, da muss man doch Absprachen nicht schriftlich fixieren. Arbeits- und Gesellschaftsverträge werden aus Formularbüchern übernommen oder vorhandene Verträge in Eigenarbeit - vermeintlich nach den eigenen Interessen ausgerichtet - umformuliert, wobei die Folgewirkungen nicht gesehen werden. Häufig scheitert die erfolgreiche gerichtliche Geltendmachung von Vergütungsansprüchen an unzureichenden oder widersprüchlichen vertraglichen Abreden. Meist sind Fehler nur mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand zu korrigieren. Solches "Lehrgeld" kann man sich ersparen, wenn frühzeitig professionelle Beratung bei der Vertragsgestaltung in Anspruch genommen wird. Zudem können dadurch auch kosten- und risikominimierende Vertragsvarianten erörtert werden, die unter anderem zu einem Mehr an Rechtssicherheit führen. Christoph Welscher ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Kanzlei Dammann Rechtsanwälte in Hamburg
www.rae-dammann.de

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