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"Wissen und Bildung sind der Rohstoff für Erfolg&quot

29.06.2003 - Eigeninitiative ist gefragt: Marketer müssen sich künftig stärker selbst um ihre Weiterbildung kümmern

vh Zugegeben: Die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern steht in deutschen Unternehmen angesichts der Wirtschaftslage nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses. Nichtsdestoweniger ist das lebenslange Lernen gerade in der schnelllebigen Marketingbranche eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg. Grund genug für ONEtoONE, Ausbildungsexperten um ihre Einschätzung der Lage zu bitten..

Die Fragen:
1.) Wie schätzen Sie die Lage auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt in der Marketingbranche ein?
2.) Woran liegt es, dass die Nachfrage nach E-Learning-Angeboten - obwohl schnell, günstig und leicht zugänglich - so gering ist?
3.) Welcher Form der Aus- und Weiterbildung gehört die Zukunft?

Bodo Wardin:
zu 1.) Ohne Frage sind Wissen und Bildung der Rohstoff für persönlichen und beruflichen Erfolg. Der Erwerb dieses Rohstoffs wird zunehmend von der Eigeninitiative des Einzelnen abhängig sein. Bei gegebenem großen Angebot an ausgebildeten Top-Kräften in der Marketingbranche sinkt das Ausbildungsengagement der Unternehmen. Umfang und Qualität der Aus- und Weiterbildungsangebote im Marketing werden aber nicht abnehmen. Es wird vielmehr zu einer Verschiebung der Kosten kommen. Stärker als bisher wird der Einzelne in sich selbst investieren müssen und dabei zudem das Risiko tragen, dass seine Leistung von den Unternehmen nicht nachgefragt wird.

zu 2.) Bisherige Lerntechniken müssen an die E-Learning-Medien angepasst werden. Wer also bisher mit Textmarker und Buch gelernt hat, muss umdenken. Dies setzt das Verlassen der Lern-Komfortzone voraus. Die Bereitschaft hierzu ist derzeit noch auf eine kleine Gruppe von Lernpionieren begrenzt.

zu 3.) Da die Aus- und Weiterbildung zu einem Investitionsgut mit Werkzeugcharakter wird, werden theoretische Inhalte durch praxis- und problemlösungsorientierte Inhalte ersetzt werden. Dabei wird der konkrete Nutzen des Einzelnen zu berücksichtigen sein. Punktgenau aufbereitete Lerninhalte werden jederzeit und überall abrufbereit zur Verfügung stehen. Dabei werden die medial aufbereiteten Inhalte die Werkzeuge sein, um Präsenzseminare und die Arbeit von Personalentwicklern zu unterstützen. Bodo Wardin ist Chef des Breuer & Wardin Verlagskontor in Bergisch Gladbach

Dr. Jan Thieme:
zu 1.) Die Verantwortung für die Fortbildung wird künftig stärker vom Unternehmen zum Mitarbeiter verlagert werden. Das muss wegen der häufigeren Arbeitgeberwechsel und der Zunahme von Freelancer-Beschäftigungsverhältnissen so sein. Die Unternehmen werden weniger bereit sein, in Mitarbeiter zu investieren, die sie nicht langfristig halten können. Auf der anderen Seite muss der Freelancer sich durch eine entsprechende Fortbildung wettbewerbsfähig halten.

zu 2.) Ich halte den Begriff E-Learning für ein Schlagwort. In der Fernlernbranche spricht man von "Blended Learning". Das ist der Verschnitt von Medien und Lernformen wie Lernheft, Seminar und elektronischem Dialog zu neuen, verbesserten Fernlehrprodukten. Die Erwartungen an das Thema E-Learning sind höher, als es die Realität erlaubt.

zu 3.) Wir leben in der postindustriellen Informationsgesellschaft. Da ist Arbeit im Wesentlichen die Erzeugung und Verarbeitung von Information. Das Lernen ist also unmittelbarer und integraler Bestandteil des Arbeitens. Häufig werden diese beiden Bereiche gar nicht mehr zu trennen sein. Es kommt einerseits darauf an, Schlüsselqualifikationen wie die Aneignung und Verarbeitung von Information zu erlernen. Andererseits lernen wir ständig in der Praxis, on the job. Lernen wird auch modularer; wir brauchen nicht immer den großen Studiengang.

Dr. Jan Thieme ist Chef der TGMC Dr. Thieme Gleue Management Consulting in Hamburg

Jutta Kreissl und Sünne Eichler:
zu 1.) Grundlage für den Unternehmenserfolg ist nach wie vor die Fachkompetenz der Mitarbeiter und Führungskräfte. Demzufolge wird die Wissensvermittlung auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenspolitik sein. Weiterbildungsthemen im Marketing sind vor allem solche, die auf spezielle Marketingfunktionen zugeschnitten sind, Beispiel "Der Produktmanager". In Zeiten umkämpfter Konsumenten sind die Themen Kundengewinnung, Kundenbindung und Kundenakquise sehr gefragt. Auf starkes Interesse stoßen auch Seminare, die vermitteln, wie man in Zeiten gekürzter Marketingbudgets die maximale Marketingeffektivität erzielen kann, und Controlling-Seminare, die die Unternehmen dabei unterstützen, Transparenz in Marketing und Werbung zu schaffen.

zu 2.) Die Nachfrage nach E-Learning-Angeboten steigt stetig. E-Learning ist mehr und mehr fester Bestandteil von Weiterbildungskonzepten. Die Vorteile von zeit- und ortsunabhängigem Lernen, schneller Verfügbarkeit und kostengünstiger Produktion sind nach wie vor bestechend. Das wird auch von Marketing- und Vertriebsabteilungen erkannt.

zu 3.) Ein ausgewogener Mix aus verschiedenen Lernformen wird den Zukunftsmarkt Weiterbildung bestimmen: Seminare, Konferenzen, Kongresse, Inhouse-Schulungen und E-Lear-ning sind die maßgeblichen Angebote. Jutta Kreissl ist Geschäftsleitungsmitglied von Management Circle in Eschborn. Sünne Eichler ist u.a. Geschäftsführerin der Management-Circle-Tochter Webacad.

Dr. Matthias Lung:
zu 1.) Wir stellen einen Rückgang der Anfragen fest. Dennoch lehnen wir immer noch Interessenten ab. Die Studenten sagen immer später zu. Man wartet ab. Viele haben neue Arbeitgeber und ziehen ihre Zusagen zurück, weil sie das an der neuen Stelle nicht bringen können. Andere wiederum wissen nicht, wie es mit der Firma weitergeht und warten auch erst mal ab. Nachdem letztlich der Verkauf das einzige ist, was die Unternehmen nach vorne bringt, wird das Thema Marketing und entsprechendes Know-how seinen Platz haben - vergleichsweise besser als beispielsweise Personal- oder Controlling-Themen.

zu 2.) Wir sind eben Präsenzveranstaltungen seit der 1. Klasse Grundschule gewohnt. Hinzu kommt, dass E-Learning am Arbeitsplatz immer schwierig ist - dafür ist nicht das entsprechende Verständnis in den Unternehmen vorhanden. Es kommen also Interrollenkonflikte auf (Lerner versus Mitarbeiter). Präsenzveranstaltungen haben den riesigen Vorteil, dass man einen geordneten Ablauf hat. E-Learning verlangt eine unglaubliche Zeitdisziplin. Und: Der Mensch ist ein soziales Wesen. Dem kommt das Lernen in der sichtbaren, hörbaren und riechbaren Gruppe entgegen. Seminare/Präsenzveranstaltungen erfüllen neben den Lernzielen noch eine ganze Menge anderer Bedürfnisse von Menschen: Leute kennen lernen, Austausch, Selbstdarstellung, Freundschaft, Verständnis etc.

zu 3.) Theorie plus Praxis. Ich glaube, dass die Präsenzveranstaltung ihren Platz behalten wird.

Dr. Matthias Lung ist Direktor der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing (BAW)

Birgit London:
zu 1.) Je größer die Unternehmen, desto geregelter sind Weiterbildungsaktivitäten und -budgets organisiert. Kleinere wie mittlere Unternehmen sehen zunehmend Nachholbedarf, ihre Mitarbeiter speziell im Dialogmarketing fit zu machen. Derzeit liegen uns Anmeldungen von Investitionsgüterfirmen, Media-Agenturen oder DM-Dienstleistern vor; Zurückhaltung üben aktuell die stärker konjunkturgebeutelten Branchen wie DM-Agenturen oder DM-Druckereien. Generell wird der Bedarf an Marketing-Ausbildung zunehmen.

zu 2.) Nach wie vor dominiert der von Kindesbeinen an gelernte Frontalunterricht die Lerngewohnheiten. Dennoch wächst die Affinität zum Medium Internet - und damit zum E-Learning - rasant.

zu 3.) Standardisierbare Weiterbildungsinhalte oder grenzüberschreitender Informationsaustausch, beispielsweise in der Medizin, werden künftig via E-Learning abgewickelt. Komplexere Zusammenhänge mit erhöhtem Diskussionsbedarf werden weiterhin den Bedarf am persönlichen Austausch mit Experten nach sich ziehen. Nicht zu vergessen, dass scheinbar lapidare Rahmenbedingungen wie der Dialog im Workshop oder gar die Kaffeepause menschlichen Bedürfnissen entspricht, die online nie befriedigt werden könnten. Der "Mensch ist Mensch, weil er lebt" und somit die One-to-one-Kommunikation bevorzugt; die "tote" Kiste auf dem Schreibtisch wird hier nie gänzlich Ersatz sein können.

Birgit London ist Marketingleiterin der Deutschen Direktmarketing Akademie (DDA) in Düsseldorf

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