Frauenanteil in Tech-Branche liegt bei nur 15 Prozent

Bild: Pixabay / ptksgc

27.04.2023 - Programmiererin, Fachinformatikerin oder IT-System-Elektronikerin - weibliche Berufsbezeichnungen sind in der Tech-Branche noch immer die Ausnahme. Denn unter IT-Fachkr�ften in IT- und Telekommunikationsunternehmen ist nur jede zwanzigste (5 Prozent) eine Frau. Der Frauenanteil der Belegschaft in der ITK-Branche insgesamt liegt 2023 mit durchschnittlich 15 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau (14 Prozent).

von Susan R�nisch

Dabei sind die gro�en Unternehmen ab 500 Besch�ftigten etwas weiter. W�hrend bei ihnen im Durchschnitt jede vierte Position (26 Prozent) mit einer Frau besetzt ist, liegt der Anteil in mittleren Unternehmen (50 bis 499 Besch�ftigte) bei 16 Prozent und in kleinen Unternehmen mit 10 bis 49 Besch�ftigten bei nur 14 Prozent. In jedem f�nften kleinen Unternehmen (20 Prozent) findet sich sogar keine einzige Frau in der Belegschaft. Das sind Ergebnisse einer Befragung des Bitkom , f�r die mehr als 500 ITK-Unternehmen repr�sentativ befragt wurden.

Der geringe Frauenanteil liegt auch daran, dass sich noch immer deutlich mehr Jungen als M�dchen nach der Schule f�r eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich der IT entscheiden. Bisher ist in der ITK im Durchschnitt nur eine von 20 Auszubildendenstellen (5 Prozent) im IT-Bereich mit einer Frau besetzt. W�hrend der Frauenanteil in Gro�unternehmen bei 8 Prozent liegt, sind es in mittleren Unternehmen 7 Prozent und in kleinen Unternehmen nur 4 Prozent.

ITK-Unternehmen wissen, dass sie den Frauenanteil erh�hen m�ssen

Dabei w�nschen sich die ITK-Unternehmen mehr Frauen in ihrer Belegschaft. 92 Prozent sagen, gemischte Teams tragen zu einem besseren Betriebsklima bei, und drei Viertel (75 Prozent) sind �berzeugt, dass der Frauenanteil die Produktivit�t und Kreativit�t erh�ht. 86 Prozent sehen eine Erh�hung des Frauenanteils in Ihrem Unternehmen ganz grunds�tzlich als Chance. Mehr noch: Eine deutliche Mehrheit sieht ohne eine Erh�hung des Frauenanteils sogar die Wettbewerbsf�higkeit der Digitalbranche in Gefahr: Drei von vier ITK-Unternehmen (74 Prozent) sagen, ohne Frauen verspielt die Branche ihre Zukunft. 59 Prozent sind �berzeugt, dass die ITK-Branche das Fachkr�fteproblem ohne Frauen nicht l�sen wird.

Grafik: Bitkom

Jedes dritte Unternehmen hat bereits Ziele zur Erh�hung von Frauenanteilen verankert

Der Wille, mehr Frauen und M�dchen f�r die Digitalbranche zu gewinnen, �u�ert sich unter anderem in konkreten internen Zielsetzungen. 2023 hat schon knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) Ziele zur Erh�hung von Frauenanteilen verankert. 19 Prozent planen dies konkret, 24 Prozent diskutieren es. Allerdings sagen auch 22 Prozent, dass solche internen Zielsetzungen f�r sie kein Thema sind. Wer sich keine Ziele steckt, begr�ndet die Zur�ckhaltung vor allem mit dem Fehlen qualifizierter Bewerberinnen (72 Prozent) sowie anderen Priorit�ten (36 Prozent) im Unternehmen. Schlicht keinen Handlungsbedarf sehen hingegen nur 8 Prozent.

Zumindest gibt es in mehr Unternehmen klare Zust�ndigkeiten f�r die Themen Gleichstellung und Karriereplanung von Frauen und M�nnern. Gab 2022 noch die H�lfte der ITK-Unternehmen (50 Prozent) an, dass sich darum niemand k�mmert, sind es aktuell nur noch 44 Prozent. Gleichzeitig r�ckt das Thema zunehmend in den Fokus der F�hrungsetage: Waren im Vorjahr erst in 22 Prozent der ITK-Unternehmen die Gesch�ftsf�hrung/CEOs f�r das Thema verantwortlich, sind es 2023 bereits 32 Prozent.

Beim Recruiting liegt der Fokus auf Schulen und Hochschulen

Auf der Suche nach neuen Fachkr�ften bem�ht sich ein Gro�teil der Digitalbranche bereits gezielt um Frauen: 9 von 10 ITK-Unternehmen (92 Prozent) setzen auf speziell auf Frauen ausgerichtete Recruiting-Ma�nahmen, um diese auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen und f�r sich zu gewinnen. Am weitesten verbreitet sind Kooperationen mit Hochschulen und Schulen. 61 Prozent der ITK-Unternehmen geben an, bereits zu kooperieren oder dies zu planen.

Verbreitete Recruiting-Ma�nahmen sind zudem der Einsatz weiblicher Rollenbilder in der Kommunikation (45 Prozent), auf Frauen ausgerichtete Stellenausschreibungen (39 Prozent) und Werbe- und Social-Media Kampagnen (35 Prozent) sowie ein aktives Recruiting, etwa �ber den Aufbau von Talentpools (28 Prozent). Spezielle Einstiegsprogramme f�r Frauen und Auftritte auf frauenspezifischen Karrieremessen und -events nutzt oder plant jeweils jedes vierte Unternehmen (24 Prozent).

Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Weiterbildung soll Frauenkarrieren f�rdern

Aber auch Frauen, die bereits in ITK-Unternehmen arbeiten, werden verst�rkt gef�rdert. Dabei wird der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein besonderer Stellenwert beigemessen: 9 von 10 Unternehmen (90 Prozent) erm�glichen oder planen mobiles Arbeiten, um Frauenkarrieren im Unternehmen zu f�rdern (2022: 75 Prozent), 6 von 10 Unternehmen (59 Prozent) setzen generell auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel flexible Arbeitsmodelle (2022: 45 Prozent). F�hrung in Teilzeit bieten inzwischen bereits 28 Prozent an oder planen dies zu tun (2022: 16 Prozent). Dar�ber hinaus planen oder nutzen 60 Prozent der ITK-Unternehmen Weiterbildungsangebote, um Frauen zu f�rdern (2022: 55 Prozent) und 43 Prozent Mentoringprogramme (2022: 37 Prozent).

Gro�e und kleine Unternehmen stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen

Die gr��te H�rde f�r die Erh�hung des Frauenanteils sehen ITK-Unternehmen bei der Rekrutierung weiblicher Fachkr�fte: �ber die H�lfte der Branche (53 Prozent) gibt an, nicht gen�gend qualifizierte Bewerberinnen zu finden. 42 Prozent sehen H�rden beim Quereinstieg, 41 Prozent beim Wiedereinstieg. 39 Prozent sehen sich durch fehlende Frauennetzwerke und 37 Prozent durch eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen herausgefordert. Traditionelle Rollenbilder und eine mangelnde Betreuungsinfrastruktur sieht jeweils jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) als H�rde.

Kleinen ITK-Unternehmen f�llt es dabei besonders schwer, gen�gend qualifizierte Bewerberinnen zu finden: W�hrend 57 Prozent unter ihnen dies als H�rde f�r das eigenen Unternehmen sehen, sind es in Gro�unternehmen nur 24 Prozent. Auch H�rden beim Wiedereinstieg sind f�r kleine Unternehmen besonders relevant (48 Prozent), w�hrend nur 14 Prozent der gro�en Unternehmen diese H�rden im eigenen Unternehmen wahrnehmen. Eine mangelnde Betreuungsinfrastruktur beklagen 8 Prozent der gro�en Unternehmen, aber 36 Prozent der kleinen Unternehmen. Gro�e Unternehmen sehen hingegen st�rker eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen (57 Prozent) als kleine Unternehmen (36 Prozent).

Bild: Benjamin Gebauer

Benjamin Gebauer (infinit.cx, Genesys Goldpartner)

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