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Digitalisierung

Wohin führt der Fachkräftemangel?

08.10.2015 - Rund 40.000 Digitalfachkräfte fehlen in Deutschland. Woran liegt das, und was bedeutet das für die hiesige digitale Transformation und den Vergleich mit anderen Ländern? Wir haben mit Harald Fortmann von Dwight Cribb Personalberatung und Dr. Stephan Pfisterer vom Bitkom gesprochen.

Fast eine Million - um genau zu sein 990.000 - Beschäftigte in der ITK-Branche erwartet der Bitkom bis Ende des Jahres. Innerhalb der letzten fünf Jahre wurden in der Branche 125.000 Stellen geschaffen, und damit ist die Informations- und Telekommunikationstechnik nach dem Maschinenbau die zweitgrößte in Deutschland. Trotzdem werden gegen Ende des Jahres, wenn der Verband seine Zahlen zum IT-Arbeitsmarkt veröffentlicht, wieder Tausende Fachkräfte fehlen. Ungefähr 35.000 bis 40.000 sind es jedes Jahr, die Zahl bleibt recht stabil. "Wir können klar von einem Fachkräftemangel sprechen", sagt Dr. Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Bildungspolitik & Arbeitsmarkt beim Bitkom. Im letzten Jahr konstatierte der Verband einen Mangel von 41.000 Beschäftigten im IT-Bereich. Und dieser Mangel erstreckt sich nicht nur auf den Bereich Hard-, Software und IT-Services: Im Anwendersegment, also im Handel, bei Produktion und Dienstleistern fehlten 2014 rund 24.500 Digitalexperten. "Auch ein Bäcker kommt heutzutage nicht mehr ohne IT aus", stellt Pfisterer fest.

"Es verändert sich leider nicht zum Positiven, wenn überhaupt dann eher zum Negativen", sagt Harald Fortmann, Director Executive Search bei der Personalberatung Dwight Cribb und Botschafter Bildung und Personalentwicklung im BVDW. Laut Fortmann sind mittlerweile alle Branchen wach geworden, was die digitale Transformation betrifft. "Da werden immer mehr digitale Fachkräfte gesucht!" Und der Mangel wird immer größer.

[f2]In Deutschland ist er besonders virulent. Aber warum? Was haben andere Länder besser gemacht? "Wir haben zu lange geschlafen", sagt Fortmann. Auch Pfisterer stellt fest, dass es in Deutschland oft lange dauere, bis man auf neue digitale Lösungen setzt. "Andere Länder sind da schneller." Dabei richtet sich laut einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young aus dem März fast jedes zweite Unternehmen darauf ein, dass Technologien künftig das eigene Geschäftsmodell drastisch verändern - bei allen weltweit untersuchten Ländern liegt der Schnitt nur bei 39 Prozent. Allerdings sind deutsche Firmen mit 0,8 Prozent des Jahresumsatzes zu deutlich weniger Investitionen bereit als der internationale Durchschnitt mit 1,0 Prozent. Und es fehlt nicht nur am Geld, sondern auch an Fachkräften: 31 Prozent gaben fehlende finanzielle Möglichkeiten, 16 Prozent fehlendes Personal als Hemmnis für Investitionen in die Digitalisierung an. "Man hat die Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland unterschätzt und nicht ernst genommen", sagt Pfisterer.

[hl]Das Problem liegt in den Schulen[/hl]Laut Fortmann hätte man schon vor 13 Jahren anfangen müssen, richtig auszubilden. Ein bis zwei Generationen brauche es nun, um die Lücke zu schließen. Beide sehen die großen Verfehlungen in der gesamten Ausbildung. Denn das Einzige, was auf lange Sicht gegen den Fachkräftemangel hilft: langfristige und integrierte Maßnahmen in der kompletten Bildungskette. Bei Hochschulen und Universitäten hat sich offenbar viel verbessert, trotz der nicht mehr steigenden Zahlen an neuen Informatikstudenten - laut Pfisterer habe man den Peak erreicht. Hier gelte es vor allem, an der immer noch hohen Abbrecherquote von rund 50 Prozent zu arbeiten, so der Bitkom-Experte. Das große Problem sind die Schulen: "Im schulischen Bereich sind noch nicht die richtigen Schritte eingeleitet worden, da wird immer noch diskutiert, ob man sie überhaupt einleiten sollte", sagt Fortmann. Auch wenn es mittlerweile Pilotprojekte wie "Bring your own Device" gibt, hat es die Informatik noch nicht zu einer gleichberechtigten Naturwissenschaft in Deutschland geschafft. In einigen Bundesländern wie Sachsen oder Bayern ist sie lediglich Wahl- oder Wahlpflichtfach. "Neue gesellschaftliche und wirtschaftlich relevante Themen finden irgendwann als Fächer in die Schule Eingang, denken wir etwa an die Chemie. Die Informatik hat das in Deutschland noch nicht geschafft", stellt Pfisterer fest. Ein weiteres Problem: fachlich qualifizierte Lehrer, die Informatik unterrichten können und wollen. "Ohne die können wir unseren Kindern aber weder die Informatikgrundlagen vermitteln noch sie für ein IT-Studium begeistern oder auf eine der vielen Tätigkeiten vorbereiten, die IT-Kompetenzen erfordern." Das sei aber die wichtigste Aufgabe des Informatikunterrichts. "Wenn wir hier keine Lösung finden, werden wir die Herausforderung der digitalen Transformation nicht meistern und im Vergleich zu anderen Ländern zurückfallen", so Pfisterer.

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