04.12.2017 - Anders als in vielen Nachbarländern sind die Briefmengen nicht gesunken, sondern zwischen 2015 und 2016 um 1,3 Prozent und bis 2017 voraussichtlich noch einmal um 1 Prozent gestiegen. Damit bleibt das Briefvolumen trotz der vielbeschworenen Digitalisierung seit der Jahrtausendwende praktisch konstant.
von Verena Jugel
Die jüngsten Marktzahlen der Bundesnetzagentur belegen: Totgesagte leben länger. Dass der Brief in Deutschland quicklebendig ist, liegt laut Bundesverband Briefdienste an der Öffnung des Marktes für den Wettbewerb. Hunderte von mittleren und kleineren Postunternehmen würden mit ihren Angeboten für Kosten- und Qualitätsbewusstsein sorgen. Deshalb sei ihr Marktanteil auch von 14 Prozent auf rund 16 Prozent erneut gestiegen.
Das "strategische Jammern" der Deutsche Post AG, wie der Bundesverband Briefdienste schreibt, über angeblich sinkende Beförderungsmengen und die damit verbundenen Forderungen nach höheren Preisen und weniger Qualitätsanforderungen liefen damit ins Leere. Der Marktanteil der DPAG werde aber zurückgehen, wenn die Zuverlässigkeit, wie zuletzt vor allem in Berlin, weiter sinke und montags kaum noch Briefe zugestellt würden, prognostiziert der Verband.
Wie in anderen Bereichen, zum Beispiel bei den Printmedien oder dem Einzelhandel, erweise sich die Digitalisierung nicht als Vernichter, sondern als Ergänzung und Revitalisierung des Briefmarktes. Neue Angebote wie die elektronische Einlieferung von später ausgedruckten und persönlich ausgelieferten Briefen (Hybridpost) sind dazu gekommen. Und auch der E-Commerce wirbt inzwischen mit klassischer Briefpost. Nicht zuletzt werden besonders persönliche, vertrauliche und beweissichernde Mitteilungen auf Papier ihre Position behaupten.
"Es lohnt sich also weiterhin in einen wettbewerbsintensiven und damit effizienten Briefmarkt zu investieren - mit Kapital, Ideen, fähigen Mitarbeitern und vor allem auch einer wirksamen Wettbewerbsaufsicht. Deren Instrumente für noch mehr Transparenz und die Bekämpfung missbrauchter Monopolmacht durch die DPAG müssen noch geschärft werden.", sagt Dr. Walther Otremba, Vorsitzender des Bundesverbandes Briefdienste. (vj)
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